Dienstag, 13. Juni 2017

Die Heide - eine menschengemachte Ödnis

Die Heide bei Schneverdingen. Noch unnützer, wenn sie gerade nicht blüht, was meistens der Fall ist.
Die Heide ist eine der unnützesten Landschaftsformen, die wir in Deutschland kennen, auf einer Stufe mit dem unwegsamen Hochgebirge, und womöglich nur noch übertroffen von Truppenübungsplätzen.

Ich höre jetzt beinahe den Aufschrei der Freunde der blühenden Heide und der Anbeter der schroffen Felsformationen der Alpen, ganz zu schweigen von der Empörung der Militärs, die in den von ihren Übungen verwüsteten Landstrichen die Wiege aller Kampfbereitschaft sehen. Und natürlich empören sich diejenigen, die von der Heide und dem Hochgebirge leben, weil diese Landschaften so anziehend auf jede Menge von Touristen wirken, die kommen und reichlich Geld dalassen.

Schön und gut, der Faktor Tourismus produziert Arbeitsplätze und Einkommen. Er hat seinen Ursprung in beinahe unerklärlichen emotionalen Beziehungen zu diesen unwirtlichen Landschaftsformen, von der sich Millionen immerzu angelockt fühlen. Das kann ich nicht so recht beurteilen, davon wußten Hermann Löns und Luis Trenker mehr.

Die Heide an sich produziert nichts in nennenswertem Umfang. Sogar das Wattenmeer ist fruchtbarer. Die Heidschnucken als Schafrasse sind weder besonders ertragreiche Fleisch- oder Milchproduzenten, noch spielen sie bei der Erzeugung von Wolle eine wesentliche Rolle und werden bei weitem von anderen Schafrassen übertroffen. Und auch der Heidehonig ändert kaum etwas an der ökonomischen Bilanz der Heide.

Historisch gesehen ist die Heide eine vom Menschen in der Vergangenheit übernutzte, ausgelaugte und mißhandelte Landschaft. Der interessante Aspekt ist nun, daß Landschafts- und Naturschützer sich dermaßen ins Zeug legen, die Heide als unersetztliche Biosphäre zu schützen und zu erhalten. Es wird also versucht, das Ergebnis jahrhundertelanger Mißwirtschaft einer langen Reihe von Generationen vor uns schützen. Wohlgemerkt: es geht nicht darum, den Zustand wieder herzustellen, der vor dem Zugriff des Menschen bestand, sondern es geht darum, das Produkt der Zerstörung zu erhalten. Kurios.

Wir Menschen sind gegenwärtig dabei, unseren Planeten überall und sehr erfolgreich zu verbrauchen. Am Beispiel der Heide könnte man nun auf die Idee kommen, daß irgendeine künftige Generation nicht versuchen wird, das Ökosystem zu heilen, das wir hinterlassen. Sondern sie wird nach uns den beschädigten, vermüllten, verseuchten und kontaminierten Erdball in der Form bewahren wollen, wie er dann angetroffen wird, Reparatur ausgeschlossen. Die winzigste Anstrengung zur Schonung wäre ein Verstoß gegen die dann geltenden Gesetze. Das wäre ebenso kurios.

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