Samstag, 10. Juni 2017

Braunschweiger Stadtkultur

Als ich neulich in der Nähe vorbeikam, entschied ich mich spontan für einen Stop in Braunschweig. Zwar hatte ich in der Vergangenheit zuweilen in Braunschweig zu tun gehabt, aber eigentlich kenne ich die Stadt nicht. Ich parkte mein Reisemobil auf einem dafür vorgesehenen Platz. Nachdem ich im Internet generelle Informationen zu der Stadt überflogen hatte, machte ich mich an dem trüben regnerischen Abend mit dem Fahrrad auf den Weg, die Stadt zu erkunden.

Ich hatte gelesen, daß durch Kriegseinwirkungen wenig von dem historischen Kern des ehemaligen Sitzes Heinrichts des Löwen und der Welfen erhalten geblieben ist. Wie immer handelt es sich dabei hauptsächlich um Befestigungen, Kirchen, Klöster und Feudalbauten, eben solchen, die stabil genug waren, daß von ihnen nach Bombenhagel, Artilleriebeschuß und Feuersbrunst noch ein erkennbarer Rest geblieben war.

Diese Reste hatte man wieder hergerichtet, und ich fand sie bei meiner Runde durch die Stadt, alle wie angekündigt und beschrieben, einschließlich der eindrucksvollen Statue des Braunschweiger Löwen, obwohl auch die eine Kopie des erhaltenen Originals ist.

Das frühere Lebensumfeld der gewöhnlichen Bevölkerung, der kleinen Leute, ist größtenteils zu Schutt, Asche und Staub zerfallen und verloren gegangen. Zwei Ausnahmen traf ich an, wo alte historische Bausubstanz weitgehend erhalten geblieben ist und gepflegt wird. Die eine ist das Magniviertel mit seinen schönen Fachwerkbauten, dessen Gassen sich zu einem beliebten Ausgehviertel mit Cafés, Kneipen und Restaurants entwickelt haben. Dieses Altstadtviertel wird ausführlich im offiziellen Stadtführer erwähnt und gerühmt.

Bruchstraße
Die andere Ausnahme ist ein Straßenzug, den ich zufällig entdeckte und durch den ich beinahe geradelt wäre, obwohl die Straße eher zum be-schau-lichen Schlendern gedacht ist. Auch Bordelle sind ein Teil von Stadtkultur. Die historische Bruchstraße in Braunschweig gehört zu einer der wenigen Ecken der Stadt, die vom Bombenhagel verschont geblieben sind und wo in 33 erhaltenen Fachwerkhäusern noch heute Prostitution betrieben wird. Hier reicht die Geschichte der Prostitution bis ins Mittelalter zurück.

Dennoch wird die Gasse von der offiziellen Stadtinformation anscheinend gar nicht erwähnt.

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