Sonntag, 11. Juni 2017

Denkmalschutz II

Neulich fuhr ich in dem Heidestädtchen Schneverdingen an einem Aldi-Geschäft vorbei und wollte kaum glauben was ich da sah:

Der durchaus ansprechende Ziegelbau mit seinen zwei Stufengiebeln, angelehnt an den Stil der Backsteingotik, hätte auch eine in das Stadtbild eingepaßte Markthalle sein können. Spontan machte ich ein Foto und dachte, der Lebensmitteldiscounter hätte begonnen, seine Filialen ästhetisch etwas ansprechender zu gestalten, weg vom rein funktionalen quadratischen Gewerbebau.

Ohne das geplant zu haben, geriet ich am nächsten Tag zufällig in ein Gespräch mit einem leitenden Aldi-Angestellten, der offenbar einen Besuch in dieser Filiale machte. Das Gespräch begann über Spreewälder Knackwürste, einem neuen Produkt im Angebot. Ich wollte dem Mann im eleganten Business-Anzug zu dem Wandel im Baustil für die Lebensmittelkette gratulieren, aber da winkte er schon ab. Erstens sei dieser Bau seit fünfzehn oder mehr Jahren nur gepachtet, und zweitens sei das Gebäude jüngst gekauft worden und würde demnächst einem modernen Neubau weichen. Es würde mehr Platz für ein erweitertes Angebot gebraucht, und energetisch sei der noch relativ junge Ziegelbau schon lange nicht mehr auf dem Stand der Technik. Moderne Aldi-Märkte, so erzählte er, würden so gebaut, daß sie beinahe energieneutral betrieben werden könnten. Aber klar, so meinte auch er, es sei schade um das schöne Gebäude.

Schließlich fragte ich dann noch, wie der Neubau aussehen würde und bekam bestätigt, was ich befürchtet hatte: es wird ein moderner Industriebau, funktional und energieeffizient, aber ohne Anspruch auf eine verschönernde Komponente für das Stadtbild.

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