Wieder einmal bin ich auf "dieser Seite des Atlantik", also in der Alten Welt angekommen, und das Wetter ist an der Nordseeküste so unberechenbar wie stets.
Nach etlichen sommerlichen Tagen blies zuletzt ein strammer kalter Wind aus Nordwest, der mich meine wärmste Kleidung aus dem Schrank suchen ließ. Dennoch mußte das Fahrrad bewegt werden, und im Hafen von Bremerhaven traf ich auf eine Institution, die sich als erste und letzte Station für die Seeleute versteht, die den Ozean queren.
Der unscheinbare, von außen beinahe schäbig wirkende "Treffpunkt Kaiserhafen" ist ein Überbleibsel aus der Zeit, in der Hafenarbeit noch Handarbeit war, in der bei Wind und Wetter Kisten, Säcke und Kartons mit Produkten aus aller Welt aus den Bäuchen der Schiffe gehievt oder in diese versenkt wurden. Damals diente der Treffpunkt als Pausenraum und einfache Kantine für die Hafenarbeiter. Danach entwickelte sich das Lokal zu einer Bar und einem Restaurant mit maritimer Dekoration, das sich selbst rühmt, die "letzte Kneipe vor New York" zu sein.
Obwohl ich keine unmittelbare Absicht hatte, über den Atlantik zu schiffen, legte ich doch bei der originellen Einrichtung an und machte mein Fahrrad an dem schweren Anker vor der Tür fest.
Drinnen wurde ich gleich von einer barbusigen Schönheit begrüßt, die sich aber leider als Teil des Sammelsuriums aus "schiffigem" Inventar herausstellte, von dem das gemütliche Lokal beinahe überquillt. Die Halbnackte zierte womöglich einst den Bug eines Segelschiffes und verleitete vielleicht manchen einsamen Seemann zum Träumen.
Nicht nur wegen seiner Einrichtung hat es der Treffpunkt Kaiserhafen zu einiger Berühmtheit gebracht. Auch das Angebot an Fischgerichten wurde bereits in zahlreichen Berichten in Zeitungen und Magazinen gerühmt. Darüber hinaus hat er zuweilen auch als Hintergrund für Filmaufnahmen und literarische Werke gedient. Das alles und noch viel mehr ist auch in Wikipedia nachzulesen.
Donnerstag, 17. Mai 2018
Donnerstag, 5. April 2018
Winzige Ärgernisse, das Universum, und ich dazwischen
Alles hat mit allem zu tun. Das ist keine besonders geistreiche Feststellung, eine neue schon gar nicht. Dennoch: Zuweilen wird man so nachdrücklich auf die Richtigkeit dieser Behauptung hingewiesen, daß es einen schon fast grausen kann. Davon will ich erzählen.
Es gibt einige Leute, die von meinem gespannten Verhältnis zu Gekkos wissen. Die auch von meinen vielfältigen Versuchen gehört haben, mich dieser Mitbewohner im Haus zu entledigen, oder zumindest ihre Population zu begrenzen. Bislang bin ich keiner Waffe begegnet, die als wirksames Mittel dauerhaft geholfen hat. Zu den exotischsten Methoden, die ich versucht habe, gehören Laserpointer, Eisspray, Schalen von Hühnereiern und eine bestimmte Sorte von Mausefallen. All das und noch viel mehr hatte stets nur eine begrenzte Wirkung. Wie es scheint gibt es nirgendwo auf der Welt eine verläßliche Methode, diese geschickten Krabbelreptilien zu vernichten, oder sie zumindest aus dem Haus zu vergraulen. Ich habe Berichte aus Indonesien, Australien und Texas gelesen, und überall in warmem Klima sind Gekkos eine Plage, der nicht beizukommen ist.
Bevor sich meine geneigten Leser nun fragen, warum ich die Tierchen so vehement verfolge, und einwenden, daß diese niedlichen Hausgenossen doch sehr nützlich seien, weil sie Insekten im Haus vertilgen, muß ich auf die häßliche Wirklichkeit zu sprechen kommen: wenn die vertilgten Insekten den Verdauungstrakt der Gekkos passiert haben, werden die Reste ausgeschieden. Und diese Ausscheidungen findet man auch im ganzen Haus, überall.
Diese Scheiße ist einfach zu erkennen: je nach Größe des Gekkos sind das längliche dunkle Pillen von der Größe eines Streichholzkopfes bis hin zu einer kleinen Bohne, stets verziert mit einem weißen Punkt. Verwende keine Tasse, keinen Teller, keinen Kochtopf, ehe Du Dich nicht vergewissert hast, daß dort keine Hinterlassenschaft von Gekkos liegt!
Dies als einleitende Erklärung zu meiner Geschichte.
Ein weiterer Aspekt zum Verständnis dieses Berichts ist die Tatsache, daß ich oftmals recht früh zu Bett gehe, um noch zu lesen. Bei der Lektüre fallen mir aber meist nach wenigen Seiten die Augen zu. Das hat zur Folge, daß ich früh einschlafe und auch schon wieder sehr früh aufwache. Heute war das schon so um drei Uhr herum, daß ich wach lag und wieder einzuschlafen versuchte. Das war gar nicht so einfach, denn mir ging eine Sache im Kopf herum, die ich gestern gelesen hatte. Auf dem Newsticker von Heise.de war ich auf die Notiz gestoßen "Leben wir in einer Simulation?" ( www.heise.de/newsticker/meldung/Leben-wir-in-einer-Simulation-4008646.html )
Der kurze Bericht über die Forschungen des Schweden Nick Bostrom, Professor an der Philosophischen Fakultät der Oxford University, hatte mich an meinen Post vom 6. März auf diesem Blog erinnert, wo ich über eine inszenierte verrückte Parallelwelt nachgedacht habe. Die Gedanken des Professors bewegen sich in um mehrere Größenordnungen höheren Sphären, als meine simple Phantasie. Aber so ganz verschieden von meiner Theorie sind sie auch nicht.
Das ging mir in der Dunkelheit durch den Sinn und ich nahm mir vor, diesem Thema heute noch einmal nachzugehen. Vorher wollte ich aber wirklich noch versuchen, ein paar Stunden zu schlafen. In diesem Moment hörte ich ein "klack" auf dem stramm gespannten Laken gleich neben meinem Kopf, und mir war sofort klar, womit ich es zu tun hatte. Licht an, und richtig: gleich neben meinem Kissen lag ein frischer Gekkoschiß, und der Urheber saß noch am gleichen Platz oben an der Holzdecke. Mich packte die Wut, ich mir einen Besen, und dann wischte ich den Gekko herunter. Er fiel aufs Bett, aber ich war nicht schnell genug, und es gelang dem flinken Missetäter zu verschwinden. Mist - und das gleich in doppeltem Sinn!
Ich beseitigte den Klecks vom Laken und überlegte noch, wohin der Scheißer verschwunden sein konnte. Ich hatte noch eine einzige von meinen Fallen hinter einer Gardine in Bereitschaft, und tatsächlich fand ich das Tier dort! Von den tausend Möglichkeiten, sich zu verstecken, hatte es ausgerechnet den Weg über die Falle genommen und war dort hängen geblieben. Wie mich das zufrieden machte! Damit war dieser Angriff auf meine Nachtruhe wenigstens gerächt, wenn auch an Schlaf nicht mehr zu denken war.
Also begann ich gleich, mich über den Professor Nick Bostrom zu erkundigen. Die Suche im Internet brachte eine reiche Ernte mit Quellen von und über diesen Mann, und er ist gewiß kein Unbekannter! Bald war ich in einen nicht mehr ganz neuen, aber interessanten Artikel über ihn in der "Zeit" vertieft, ich fand seine eigene Webseite und stieß dort auf einen Link zu einem spannenden Artikel im "New Yorker". Und so nahm das kein Ende, bis ich Kaffeedurst verspürte. Die Nacht war sowieso hin, also konnte ich Euch diese Geschichte auch gleich aufschreiben.
Es scheint mir wichtig, über diesen Mann zu lesen, vielleicht auch Bücher von ihm, die auch in deutscher Übersetzung vorliegen.
Ich sitze immer noch hier und wundere mich, wie kurz der Weg von einem Gekkoschiß zu Künstlicher Intelligenz und Quantencomputern ist, und ich frage mich, was das zu bedeuten hat. Was wollte mir der Gekko mit seiner dreisten Aktion mitteilen? Oder gehört er gar zu der Art von höherer Intelligenz, die uns steuert und dirigiert? Schließlich wäre auch möglich, daß der Gekko selbst ein Gesteuerter ist (war). Denn schon in der Nacht zuvor hatte ich das gleiche Erlebnis und fand auf dem Laken das gleiche Ergebnis an der gleichen Stelle. Diese Nacht hatte ich deshalb versucht, nicht in der Mitte meines Bettes zu schafen, und mit geschlossenem Mund...
Vielleicht war der Auftrag des Gekkos mit meiner Reaktion von heute erfolgreich erledigt.
Es gibt einige Leute, die von meinem gespannten Verhältnis zu Gekkos wissen. Die auch von meinen vielfältigen Versuchen gehört haben, mich dieser Mitbewohner im Haus zu entledigen, oder zumindest ihre Population zu begrenzen. Bislang bin ich keiner Waffe begegnet, die als wirksames Mittel dauerhaft geholfen hat. Zu den exotischsten Methoden, die ich versucht habe, gehören Laserpointer, Eisspray, Schalen von Hühnereiern und eine bestimmte Sorte von Mausefallen. All das und noch viel mehr hatte stets nur eine begrenzte Wirkung. Wie es scheint gibt es nirgendwo auf der Welt eine verläßliche Methode, diese geschickten Krabbelreptilien zu vernichten, oder sie zumindest aus dem Haus zu vergraulen. Ich habe Berichte aus Indonesien, Australien und Texas gelesen, und überall in warmem Klima sind Gekkos eine Plage, der nicht beizukommen ist.
Bevor sich meine geneigten Leser nun fragen, warum ich die Tierchen so vehement verfolge, und einwenden, daß diese niedlichen Hausgenossen doch sehr nützlich seien, weil sie Insekten im Haus vertilgen, muß ich auf die häßliche Wirklichkeit zu sprechen kommen: wenn die vertilgten Insekten den Verdauungstrakt der Gekkos passiert haben, werden die Reste ausgeschieden. Und diese Ausscheidungen findet man auch im ganzen Haus, überall.
Diese Scheiße ist einfach zu erkennen: je nach Größe des Gekkos sind das längliche dunkle Pillen von der Größe eines Streichholzkopfes bis hin zu einer kleinen Bohne, stets verziert mit einem weißen Punkt. Verwende keine Tasse, keinen Teller, keinen Kochtopf, ehe Du Dich nicht vergewissert hast, daß dort keine Hinterlassenschaft von Gekkos liegt!
Dies als einleitende Erklärung zu meiner Geschichte.
Ein weiterer Aspekt zum Verständnis dieses Berichts ist die Tatsache, daß ich oftmals recht früh zu Bett gehe, um noch zu lesen. Bei der Lektüre fallen mir aber meist nach wenigen Seiten die Augen zu. Das hat zur Folge, daß ich früh einschlafe und auch schon wieder sehr früh aufwache. Heute war das schon so um drei Uhr herum, daß ich wach lag und wieder einzuschlafen versuchte. Das war gar nicht so einfach, denn mir ging eine Sache im Kopf herum, die ich gestern gelesen hatte. Auf dem Newsticker von Heise.de war ich auf die Notiz gestoßen "Leben wir in einer Simulation?" ( www.heise.de/newsticker/meldung/Leben-wir-in-einer-Simulation-4008646.html )
Der kurze Bericht über die Forschungen des Schweden Nick Bostrom, Professor an der Philosophischen Fakultät der Oxford University, hatte mich an meinen Post vom 6. März auf diesem Blog erinnert, wo ich über eine inszenierte verrückte Parallelwelt nachgedacht habe. Die Gedanken des Professors bewegen sich in um mehrere Größenordnungen höheren Sphären, als meine simple Phantasie. Aber so ganz verschieden von meiner Theorie sind sie auch nicht.
Das ging mir in der Dunkelheit durch den Sinn und ich nahm mir vor, diesem Thema heute noch einmal nachzugehen. Vorher wollte ich aber wirklich noch versuchen, ein paar Stunden zu schlafen. In diesem Moment hörte ich ein "klack" auf dem stramm gespannten Laken gleich neben meinem Kopf, und mir war sofort klar, womit ich es zu tun hatte. Licht an, und richtig: gleich neben meinem Kissen lag ein frischer Gekkoschiß, und der Urheber saß noch am gleichen Platz oben an der Holzdecke. Mich packte die Wut, ich mir einen Besen, und dann wischte ich den Gekko herunter. Er fiel aufs Bett, aber ich war nicht schnell genug, und es gelang dem flinken Missetäter zu verschwinden. Mist - und das gleich in doppeltem Sinn!
Ich beseitigte den Klecks vom Laken und überlegte noch, wohin der Scheißer verschwunden sein konnte. Ich hatte noch eine einzige von meinen Fallen hinter einer Gardine in Bereitschaft, und tatsächlich fand ich das Tier dort! Von den tausend Möglichkeiten, sich zu verstecken, hatte es ausgerechnet den Weg über die Falle genommen und war dort hängen geblieben. Wie mich das zufrieden machte! Damit war dieser Angriff auf meine Nachtruhe wenigstens gerächt, wenn auch an Schlaf nicht mehr zu denken war.
Also begann ich gleich, mich über den Professor Nick Bostrom zu erkundigen. Die Suche im Internet brachte eine reiche Ernte mit Quellen von und über diesen Mann, und er ist gewiß kein Unbekannter! Bald war ich in einen nicht mehr ganz neuen, aber interessanten Artikel über ihn in der "Zeit" vertieft, ich fand seine eigene Webseite und stieß dort auf einen Link zu einem spannenden Artikel im "New Yorker". Und so nahm das kein Ende, bis ich Kaffeedurst verspürte. Die Nacht war sowieso hin, also konnte ich Euch diese Geschichte auch gleich aufschreiben.
Es scheint mir wichtig, über diesen Mann zu lesen, vielleicht auch Bücher von ihm, die auch in deutscher Übersetzung vorliegen.
Ich sitze immer noch hier und wundere mich, wie kurz der Weg von einem Gekkoschiß zu Künstlicher Intelligenz und Quantencomputern ist, und ich frage mich, was das zu bedeuten hat. Was wollte mir der Gekko mit seiner dreisten Aktion mitteilen? Oder gehört er gar zu der Art von höherer Intelligenz, die uns steuert und dirigiert? Schließlich wäre auch möglich, daß der Gekko selbst ein Gesteuerter ist (war). Denn schon in der Nacht zuvor hatte ich das gleiche Erlebnis und fand auf dem Laken das gleiche Ergebnis an der gleichen Stelle. Diese Nacht hatte ich deshalb versucht, nicht in der Mitte meines Bettes zu schafen, und mit geschlossenem Mund...
Vielleicht war der Auftrag des Gekkos mit meiner Reaktion von heute erfolgreich erledigt.
Sonntag, 1. April 2018
Kreuze III - Religiöser Furor gegen politische Vernunft
Die Sache mit der Kreuzigung in der Semana Santa ist erledigt. Nun erwartet die Republik Costa Rica am heutigen Ostersonntag ein Kreuz von seinen wahlberechtigten Bürgern.
Ausgerechnet an diesem hohen kirchlichen Feier- und dem verlockenden Strandtag sollen sie den künftigen Präsidenten der Republik bestimmen. Die Verfassung des Landes schreibt vor, daß der erste Wahlgang jeweils am ersten Sonntag im Februar stattfindet. Geht aus diesem Wahlgang kein Kadidat mit einer Mehrheit von mindestens 40 Prozent hervor, so wie in diesem Jahr, müssen sich die beiden Präsidenten-Kandidaten mit der größten Stimmenzahl am ersten Sonntag im April zur Stichwahl stellen.
Seit dem ersten Wahlgang im Februar ist allerdings schon klar, daß der neue Präsident mit erstem Familiennamen Alvarado heißen wird. Jetzt muß nur noch herausgefunden werden, ob es Gerardo Fabricio Alvarado Muñoz oder Carlos Andrés Alvarado Quesada sein wird, der am 8. Mai die Präsidentschaft des Landes antritt. Die beiden sind aus ingesamt 13 Präsidentschaftskandidaten als die beiden Sieger hervorgegangen.
Ein pikanter Aspekt, der wahlentscheidend sein könnte, begleitet diese Wahl an einem hohen kirchlichen Feiertag. Während Carlos Alvarado der Partido Acción Ciudadano (PAC) angehört, die als gemäßigt sozialdemokratisch angesehen wird und die auch die gegenwärtige, eher erfolglose Regierung stellt, gehört Fabricio Alvarado der Gruppe Renovacion Nacional (RN) an. Die RN ist ein Zusammenschluß Evangelikaler, der bis zu den jüngsten Wahlen eigentlich kaum eine Rolle in der Politik des Landes spielte. Die Gruppe hatte bisher einen einzigen Abgeordneten im Parlament, nämlich den jetzigen Präsidentschaftskandidaten Fabricio Alvarado, der als talentierter Redner und Verfechter ultrakonservativer christlicher Standpunkte hervorgetreten ist. Die fortschrittliche Haltung der Regierungspartei PAC in Genderfragen, zur gleichgeschlechtlichen Ehe und zum Abtreibungsrecht hat bewirkt, daß auch die konservative katholische Landbevölkerung eher dem Prediger Fabricio Alvarado zuneigt. Vor die Wahl gestellt, lassen sich vermutlich auch konservative Katholiken lieber von einem Christen als von einem Sozialisten regieren, sogar wenn der Christ ein evangelischer ist. In der Presse des Landes wird außerdem von 3600 christlich-protestantischen Kirchen gesprochen, die Fabricio Alvarado unterstützen.
Nachdem durchgesickert war, daß sich Fabricio Alvarado in einem geheimen Treffen mit evangelischen Pastoren zwecks Unterstützung in der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen getroffen haben soll, gingen bei der Obersten Wahlbehörde des Landes (TSE) etliche Anzeigen wegen der Einmischung religiöser Gruppen in den Wahlkampf ein. Gleichzeitig erklärte der katholische Klerus des Landes eilig, daß sich die Religion nicht in die Politik einzumischen habe. Welchen Effekt diese Anstrengungen und Erklärungen auf den Inhalt der sonntäglichen Predigten in den Kirchen und auf die Stimmabgabe haben werden, bleibt abzuwarten. Trotz der Bürde, die Carlos Alvarado als Kandidat der PAC und wegen seiner früheren Beteiligung als Arbeitsminister im Kabinett des erfolglosen Noch-Präsidenten Solís im Wahlkampf herumschleppen mußte, und trotz der breiten Unterstützung für den frommen Christen Fabricio Alvarado deuteten die letzten Wahlumfragen auf einen ungefähren Gleichstand für die beiden in der Wählergunst hin, bei etwa 15 Prozent noch unentschiedener Wähler.
Nun kommt es womöglich auf die Wahlbeteiligung an. Die Prognosen dafür sind eher mau. Für die meisten Costarikaner sind die freien Tage der Karwoche und die Schulferien eine willkommene Gelegenheit, einige Tage am Strand zu verbringen. In diesem Jahr sind sie aufgefordert, das Strandvergnügen etwas eher zu beenden um ihrer Bürgerpflicht zu genügen. Sie haben sich zwischen Strandbar oder Wahllokal zu entscheiden, für Wählen oder Wellen. Die Frage, wer ihr Land in den nächsten vier Jahren regieren soll, erscheint dabei schon beinahe nebensächlich. Entsprechend engagiert wird auch die Wahlbeteiligung erwartet.
Ausgerechnet an diesem hohen kirchlichen Feier- und dem verlockenden Strandtag sollen sie den künftigen Präsidenten der Republik bestimmen. Die Verfassung des Landes schreibt vor, daß der erste Wahlgang jeweils am ersten Sonntag im Februar stattfindet. Geht aus diesem Wahlgang kein Kadidat mit einer Mehrheit von mindestens 40 Prozent hervor, so wie in diesem Jahr, müssen sich die beiden Präsidenten-Kandidaten mit der größten Stimmenzahl am ersten Sonntag im April zur Stichwahl stellen.
Seit dem ersten Wahlgang im Februar ist allerdings schon klar, daß der neue Präsident mit erstem Familiennamen Alvarado heißen wird. Jetzt muß nur noch herausgefunden werden, ob es Gerardo Fabricio Alvarado Muñoz oder Carlos Andrés Alvarado Quesada sein wird, der am 8. Mai die Präsidentschaft des Landes antritt. Die beiden sind aus ingesamt 13 Präsidentschaftskandidaten als die beiden Sieger hervorgegangen.
Ein pikanter Aspekt, der wahlentscheidend sein könnte, begleitet diese Wahl an einem hohen kirchlichen Feiertag. Während Carlos Alvarado der Partido Acción Ciudadano (PAC) angehört, die als gemäßigt sozialdemokratisch angesehen wird und die auch die gegenwärtige, eher erfolglose Regierung stellt, gehört Fabricio Alvarado der Gruppe Renovacion Nacional (RN) an. Die RN ist ein Zusammenschluß Evangelikaler, der bis zu den jüngsten Wahlen eigentlich kaum eine Rolle in der Politik des Landes spielte. Die Gruppe hatte bisher einen einzigen Abgeordneten im Parlament, nämlich den jetzigen Präsidentschaftskandidaten Fabricio Alvarado, der als talentierter Redner und Verfechter ultrakonservativer christlicher Standpunkte hervorgetreten ist. Die fortschrittliche Haltung der Regierungspartei PAC in Genderfragen, zur gleichgeschlechtlichen Ehe und zum Abtreibungsrecht hat bewirkt, daß auch die konservative katholische Landbevölkerung eher dem Prediger Fabricio Alvarado zuneigt. Vor die Wahl gestellt, lassen sich vermutlich auch konservative Katholiken lieber von einem Christen als von einem Sozialisten regieren, sogar wenn der Christ ein evangelischer ist. In der Presse des Landes wird außerdem von 3600 christlich-protestantischen Kirchen gesprochen, die Fabricio Alvarado unterstützen.
Nachdem durchgesickert war, daß sich Fabricio Alvarado in einem geheimen Treffen mit evangelischen Pastoren zwecks Unterstützung in der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen getroffen haben soll, gingen bei der Obersten Wahlbehörde des Landes (TSE) etliche Anzeigen wegen der Einmischung religiöser Gruppen in den Wahlkampf ein. Gleichzeitig erklärte der katholische Klerus des Landes eilig, daß sich die Religion nicht in die Politik einzumischen habe. Welchen Effekt diese Anstrengungen und Erklärungen auf den Inhalt der sonntäglichen Predigten in den Kirchen und auf die Stimmabgabe haben werden, bleibt abzuwarten. Trotz der Bürde, die Carlos Alvarado als Kandidat der PAC und wegen seiner früheren Beteiligung als Arbeitsminister im Kabinett des erfolglosen Noch-Präsidenten Solís im Wahlkampf herumschleppen mußte, und trotz der breiten Unterstützung für den frommen Christen Fabricio Alvarado deuteten die letzten Wahlumfragen auf einen ungefähren Gleichstand für die beiden in der Wählergunst hin, bei etwa 15 Prozent noch unentschiedener Wähler.
![]() |
Semana Santa am Pazifikstrand |
Nun kommt es womöglich auf die Wahlbeteiligung an. Die Prognosen dafür sind eher mau. Für die meisten Costarikaner sind die freien Tage der Karwoche und die Schulferien eine willkommene Gelegenheit, einige Tage am Strand zu verbringen. In diesem Jahr sind sie aufgefordert, das Strandvergnügen etwas eher zu beenden um ihrer Bürgerpflicht zu genügen. Sie haben sich zwischen Strandbar oder Wahllokal zu entscheiden, für Wählen oder Wellen. Die Frage, wer ihr Land in den nächsten vier Jahren regieren soll, erscheint dabei schon beinahe nebensächlich. Entsprechend engagiert wird auch die Wahlbeteiligung erwartet.
Freitag, 30. März 2018
Kreuze II - Welch blutiges Fest!
Überall in der Spanisch sprechenden Welt ist die Semana Santa, die Heilige Woche, das wichtigste Ereignis im katholischen Kalender. Und in dieser Woche der Prozessionen und Zelebrationen überragt der Karfreitag - der Viernes Santo - alle anderen Tage. An diesem Tag wird an den Tod des jüdischen Predigers und Propheten Jesus von Nazareth erinnert, der in seiner Todesstunde zum Heiland der späteren Christen, zum Gottessohn und zum Erlöser wurde.
Während zu diesem Festtag an den meisten Orten Bilder vom Leben, Leiden und Sterben Jesus' bei Prozessionen durch die Straßen getragen werden, begehen einige Kirchengemeinden in Costa Rica diesen hohen Feiertag mit der drastischen Darstellung des Martyriums ihres Herrn in "lebenden Bildern".
Mit großem Aufwand, viel Theaterblut und frommer Inbrunst wird der Weg des Nazareners von seinem Todesurteil bis zur Hinrichtung am Kreuz dargestellt. Es ist gewöhnlich eine große Ehre für diejenigen Mitglieder der Pfarrgemeinde, die den Jesus, seine Jünger, sowie die Mutter und weitere Angehörige des Verurteilten geben dürfen. Als nur etwas weniger ehrenvoll werden die Rollen der römischen Soldaten angesehen, die das Todesurteil vollstrecken.
Die hier gezeigten Bilder stammen aus dem Pfarrbezirk von San Joaquín de Flores in der Provinz Heredia, wo jedes Jahr eine der berühmtesten Darstellungen der Via Dolorosa aufgeführt wird.
Die Fotos habe ich vor zwei Jahren gemacht. Seither verspürte ich keine Neigung, mir das blutrünstige Spektakel noch einmal anzusehen.
Mittwoch, 28. März 2018
Kreuze I - Frömmigkeit in Holz und Stein
Die Karwoche scheint mir ein geeigneter Anlaß, von einer Erfahrung zu berichten, die ich vor einiger Zeit bei einer Radtour im Westfälischen Münsterland machte, genauer im nordöstlichsten Winkel dieses schönen Landstrichs.
Ich war von Warendorf in Richtung Norden gestartet. Auf dem Weg durch gepflegte Dörfer und über ruhige Landstraßen und Feldwege sah ich immer wieder große Kuzifixe vor bäuerlichen Gehöften und an Wegkreuzungen. Je mehr ich darauf achtete, desto mehr dieser Zeichen von Frömmigkeit entdeckte ich. Fast schien es so, als gäbe es in der Gegend einen Wettbewerb, wer das schönste und prächtigste Bild von der Todesstunde des Nazareners hätte.
Ich begann die Kruzifixe zu fotografieren, und in weniger als drei Stunden hatte ich Bilder von fünfzehn oder mehr gekreuzigten "Jesussen" beisammen, von denen ich hier zehn zeige. Zunächst war mein Verdacht, es gäbe in der Gegend eine Fließbandproduktion dieser Gekreuzigten, und ich würde immer wieder dem gleichen Modell begegnen. Aber nachher fand ich bei der Betrachtung der Bilder, daß keine der Darstellungen einer anderen genau glich. Das waren also Einzelstücke, vermutlich von verschiedenen Steinmetzen und Kunsthandwerkern aus der Gegend.
Bis heute verstehe ich nicht, warum fromme Christen Bilder aufstellen, die ihren Heiland in der Stunde seines Todes zeigen. Wie kann die Darstellung des Martyriums eines Menschen die frohe Botschaft vermitteln, die das Evangelium doch sein soll? Für mich enthält die Zurschaustellung des geschundenen und ans Kreuz genagelten Körpers die Nachricht, daß unser Sein leidvoll sein kann und endlich ist. Dieser Erinnerung muß ich nicht täglich begegnen, sie stumpft ab. - Und ganz nebenbei gefragt: wo bleibt da die Erlösung?
Was würden Ausseriridische wohl von uns Menschen denken, wenn sie bei einem Besuch auf der Erde allerwärts der Abbildung eines Gottessohns während seiner Hinrichtung begegneten?
![]() |
Kreuzweg mit Wegkreuz im Münsterland |
Sonntag, 25. März 2018
Palmsonntag
Wo sollte man am Palmsonntag besser chillen als unter Palmen?
Hier hängt meine Hängematte zwischen zwei Palmen am Pazifikstrand.
Dienstag, 6. März 2018
Die Show
Obacht, immer schön lächeln und aufgepaßt:
- Du könntest schon bald Oscar-Preisträger sein!-
- Wie, ich? -
- Ja Du, genau Du! -
- Ist doch gar nicht möglich, ich habe doch gar nichts mit Filmen zu tun. -
- Genau! Eben darum könntest Du AnwärterIn auf einen Oscar sein. So natürlich und glaubhaft, wie Du Deine Rolle spielst, überzeugst Du einfach. -
- Aber Rolle? Welche Rolle denn? -
- Geduld. Ich will es Dir erklären.-
So oder ähnlich könnte ein Gespräch zwischen Dir, liebe Leserin und lieber Leser, und mir verlaufen. Was ich jetzt zu erzählen habe, ist mir auch erst ganz langsam aufgegangen, bis ich schließlich zu der Überzeugung kam, daß wir alle eine Rolle in einem Film spielen, der wahrscheinlich das verrückteste Werk der Kinogeschichte werden wird, und womöglich leider auch der letzte Streifen, der je gedreht wird.
Ist Euch schon mal aufgefallen, von wievielen Kameras wir stets umgeben sind? In jedem Geschäft und jeder Bank hängen Videokameras, an jeder Straßenkreuzung stehen welche, in den Blitzern für die Verkehrskontrollen laufen sie ohnehin ständig. Klingelschilder an Hauseingängen sind mit Kameras ausgerüstet, jeder zweite Motorradfahrer trägt inzwischen eine Videokamera auf seinem Helm, und sogar hinter der Windschutzscheibe von meinem Auto läuft eine Kamera mit, wenn ich fahre. Dazu bietet jedes halbwegs moderne smarte Telefon heute schon die Möglichkeit, Fotos und Filme aufzunehmen. Mithin trägt fast jeder solch ein Gerät in seiner Hosen- oder Handtasche mit sich herum, und können wir sicher sein, daß wir auch die Kontrolle darüber haben? Lassen sich die Kameras ferngesteuert an- und abschalten? Können die Aufnahmen womöglich ohne unser Wissen in ein Aufnahmestudio gesendet werden? Sind all die anderen Kameras auch miteinander vernetzt, ohne daß wir das wissen? Können die Myriaden von Videominuten alle zusammengeschnitten werden, um dann ein Bild davon zu zeichnen, das wir für die Wirklichkeit halten? Wir wissen fast nichts darüber.
Soweit die technischen Voraussetzungen. Jetzt kommen wir zu dem Plot, und der ist entweder genial oder idiotisch, je nachdem, wie die Sache ausgeht, und ob sie überhaupt irgendein Ende hat, das wir noch erleben.
Als sich vor kaum drei Jahren der Darsteller einer Reality-Show in den Kopf setzte, bei der Wahl für den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika als Kandidat anzutreten, hielten die einen ihn für größenwahnsinnig, die anderen ihn für zu blöd, und noch andere nahmen ihn einfach nicht zur Kenntnis, weil die Vorstellung zu absurd war, ein Donald Trump könnte einmal Präsident der USA, Oberbefehlshaber über die mächtigsten Streitkräfte der Erde und Führer der stärksten Wirtschaftsnation der Welt sein.
Hier ist der Punkt, wo die Idee für den Film als genial anerkannt werden muß. So ein Präsident, wie dieser Typ ihn abgeben würde, ist einfach unvorstellbar. Der Gedanke ist so schrill und überdreht, daß er für einen Film schon wieder fast zu gut ist.
Bereits zu Beginn des Wahlkampfes begann auch die unmerkliche Transformation der Erde in einen Filmset. Wir alle wurden nach und nach in die realste Realityshow einbezogen, die es je gab. Dabei blieben wir alle an unseren Plätzen, lebten unsere gewohnten Leben weiter, schüttelten die Köpfe, wenn wieder neue Verrücktheiten vom Wahlkampf berichtet wurden, und waren der Überzeugung, daß es solch einen Präsidenten nicht geben könne, dürfte und würde. Wir und beinahe alle Welt waren überzeugt, daß bald eine Frau in das Weiße Haus einziehen würde, von der wir annahmen, daß sie noch einigermaßen ihren Verstand und ihre Sinne beisammen hat.
Das war aber selbstverständlich in dem Drehbuch zu dem Film, an dem wir aktiv teilnehmen, ganz anders vorgesehen. Die Geschichte wurde sogar so erzählt, daß der skurrile Kandidat selbst nicht von seinem Wahlsieg ausgegangen war. Er habe nur einmal mitspielen wollen, weil er sich das leisten konnte, und wollte aus der Wahl als der beste Zweite hervorgehen, den es jemals bei US-Präsidentenwahlen gegeben hat. Auch diese Rolle des unverhofften Siegers war klug ausgedacht, und die Tollpatschigkeit des neuen unvorbereiteten Präsidenten passt perfekt auf den Schauspieler.
Möglicherweise steht in dem Drehbuch aber nicht, welchen Machtanspruch dieser Präsidentendarsteller bereits kurz nach seinem ersten Schrecken entwickelte. Wie ein staunenendes Kind im Pilotensitz eines Flugzeugs begann er, mal hier, mal dort an den Schaltern und Knöpfen zu spielen und freute sich, wieviel Beachtung er damit in aller Welt erzielte, wieviel Ungläubigkeit und Schrecken allerwärts. Der Wahnsinn ist noch in vollem Gang, das Drehbuch für den nächsten Drehtag wird immer nur in der vorherigen Nacht weitergeschrieben, und oft gibt der Hautdarsteller selbst mit einer unverhofften Äußerung in Twitter der Handlung eine neue Richtung.
Ich würde Euch gerne das Ende dieses Films erzählen, und möglichst ein glückliches, aber wir stecken noch alle mittendrin in der Produktion. Wir sind Teil der Inszenierung und spielen alle unsere Rolle, so nebensächlich sie auch erscheinen mag. Daher ist es auch noch nicht ausgeschlossen, daß jemand von uns eines Tages zum besten Nebendarsteller gekürt und mit einem Oscar ausgezeichnet wird.
Wer all das bis hier Erzählte für unwahrscheinlich und frei erfunden hält, sollte sich vielleicht noch einmal den Film "Die Truman Show" mit Jim Carrey ansehen. Da wird gezeigt, wie eine Scheinwirklichkeit inszeniert werden kann. Natürlich beschränkt sich die Handlung dort auf einen viel bescheideneren Rahmen, aber der Film ist ja auch schon zwanzig Jahre alt. Die Welt der "Trump Show", bei deren Entstehung wir zugleich Zeugen und Mitwirkende sind, ist dagegen über das gesamte Universum angelegt. Den Allermeisten von uns fällt es aber noch schwer, das zu begreifen. Ihr müßt es einsehen: Idee und die Handlung des verrückten Spiels sind für unseren Verstand einfach zu groß.
Gegen Schluß dieser Überlegungen kommen mir noch ein paar Fragen in den Sinn:
Wer regiert die Welt und führt die Regie während dieser Show wirklich, und von wo aus?
Habe ich mit den hier ausgebreiteten Gedanken die Saat für eine neue Verschwörungstheorie gelegt, oder gibt es die gar schon?
Und ganz am Ende will ich auch nicht mein Bedauern verhehlen, daß nicht mir die Idee zu der Show rechtzeitig gekommen ist. Die hätte doch sicher den einen oder anderen Dollar Nebenverdienst zu meiner Rente eingebracht.
- Du könntest schon bald Oscar-Preisträger sein!-
- Wie, ich? -
- Ja Du, genau Du! -
- Ist doch gar nicht möglich, ich habe doch gar nichts mit Filmen zu tun. -
- Genau! Eben darum könntest Du AnwärterIn auf einen Oscar sein. So natürlich und glaubhaft, wie Du Deine Rolle spielst, überzeugst Du einfach. -
- Aber Rolle? Welche Rolle denn? -
- Geduld. Ich will es Dir erklären.-
So oder ähnlich könnte ein Gespräch zwischen Dir, liebe Leserin und lieber Leser, und mir verlaufen. Was ich jetzt zu erzählen habe, ist mir auch erst ganz langsam aufgegangen, bis ich schließlich zu der Überzeugung kam, daß wir alle eine Rolle in einem Film spielen, der wahrscheinlich das verrückteste Werk der Kinogeschichte werden wird, und womöglich leider auch der letzte Streifen, der je gedreht wird.
Ist Euch schon mal aufgefallen, von wievielen Kameras wir stets umgeben sind? In jedem Geschäft und jeder Bank hängen Videokameras, an jeder Straßenkreuzung stehen welche, in den Blitzern für die Verkehrskontrollen laufen sie ohnehin ständig. Klingelschilder an Hauseingängen sind mit Kameras ausgerüstet, jeder zweite Motorradfahrer trägt inzwischen eine Videokamera auf seinem Helm, und sogar hinter der Windschutzscheibe von meinem Auto läuft eine Kamera mit, wenn ich fahre. Dazu bietet jedes halbwegs moderne smarte Telefon heute schon die Möglichkeit, Fotos und Filme aufzunehmen. Mithin trägt fast jeder solch ein Gerät in seiner Hosen- oder Handtasche mit sich herum, und können wir sicher sein, daß wir auch die Kontrolle darüber haben? Lassen sich die Kameras ferngesteuert an- und abschalten? Können die Aufnahmen womöglich ohne unser Wissen in ein Aufnahmestudio gesendet werden? Sind all die anderen Kameras auch miteinander vernetzt, ohne daß wir das wissen? Können die Myriaden von Videominuten alle zusammengeschnitten werden, um dann ein Bild davon zu zeichnen, das wir für die Wirklichkeit halten? Wir wissen fast nichts darüber.
Soweit die technischen Voraussetzungen. Jetzt kommen wir zu dem Plot, und der ist entweder genial oder idiotisch, je nachdem, wie die Sache ausgeht, und ob sie überhaupt irgendein Ende hat, das wir noch erleben.
Als sich vor kaum drei Jahren der Darsteller einer Reality-Show in den Kopf setzte, bei der Wahl für den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika als Kandidat anzutreten, hielten die einen ihn für größenwahnsinnig, die anderen ihn für zu blöd, und noch andere nahmen ihn einfach nicht zur Kenntnis, weil die Vorstellung zu absurd war, ein Donald Trump könnte einmal Präsident der USA, Oberbefehlshaber über die mächtigsten Streitkräfte der Erde und Führer der stärksten Wirtschaftsnation der Welt sein.
Hier ist der Punkt, wo die Idee für den Film als genial anerkannt werden muß. So ein Präsident, wie dieser Typ ihn abgeben würde, ist einfach unvorstellbar. Der Gedanke ist so schrill und überdreht, daß er für einen Film schon wieder fast zu gut ist.
Bereits zu Beginn des Wahlkampfes begann auch die unmerkliche Transformation der Erde in einen Filmset. Wir alle wurden nach und nach in die realste Realityshow einbezogen, die es je gab. Dabei blieben wir alle an unseren Plätzen, lebten unsere gewohnten Leben weiter, schüttelten die Köpfe, wenn wieder neue Verrücktheiten vom Wahlkampf berichtet wurden, und waren der Überzeugung, daß es solch einen Präsidenten nicht geben könne, dürfte und würde. Wir und beinahe alle Welt waren überzeugt, daß bald eine Frau in das Weiße Haus einziehen würde, von der wir annahmen, daß sie noch einigermaßen ihren Verstand und ihre Sinne beisammen hat.
Das war aber selbstverständlich in dem Drehbuch zu dem Film, an dem wir aktiv teilnehmen, ganz anders vorgesehen. Die Geschichte wurde sogar so erzählt, daß der skurrile Kandidat selbst nicht von seinem Wahlsieg ausgegangen war. Er habe nur einmal mitspielen wollen, weil er sich das leisten konnte, und wollte aus der Wahl als der beste Zweite hervorgehen, den es jemals bei US-Präsidentenwahlen gegeben hat. Auch diese Rolle des unverhofften Siegers war klug ausgedacht, und die Tollpatschigkeit des neuen unvorbereiteten Präsidenten passt perfekt auf den Schauspieler.
Möglicherweise steht in dem Drehbuch aber nicht, welchen Machtanspruch dieser Präsidentendarsteller bereits kurz nach seinem ersten Schrecken entwickelte. Wie ein staunenendes Kind im Pilotensitz eines Flugzeugs begann er, mal hier, mal dort an den Schaltern und Knöpfen zu spielen und freute sich, wieviel Beachtung er damit in aller Welt erzielte, wieviel Ungläubigkeit und Schrecken allerwärts. Der Wahnsinn ist noch in vollem Gang, das Drehbuch für den nächsten Drehtag wird immer nur in der vorherigen Nacht weitergeschrieben, und oft gibt der Hautdarsteller selbst mit einer unverhofften Äußerung in Twitter der Handlung eine neue Richtung.
Ich würde Euch gerne das Ende dieses Films erzählen, und möglichst ein glückliches, aber wir stecken noch alle mittendrin in der Produktion. Wir sind Teil der Inszenierung und spielen alle unsere Rolle, so nebensächlich sie auch erscheinen mag. Daher ist es auch noch nicht ausgeschlossen, daß jemand von uns eines Tages zum besten Nebendarsteller gekürt und mit einem Oscar ausgezeichnet wird.
Wer all das bis hier Erzählte für unwahrscheinlich und frei erfunden hält, sollte sich vielleicht noch einmal den Film "Die Truman Show" mit Jim Carrey ansehen. Da wird gezeigt, wie eine Scheinwirklichkeit inszeniert werden kann. Natürlich beschränkt sich die Handlung dort auf einen viel bescheideneren Rahmen, aber der Film ist ja auch schon zwanzig Jahre alt. Die Welt der "Trump Show", bei deren Entstehung wir zugleich Zeugen und Mitwirkende sind, ist dagegen über das gesamte Universum angelegt. Den Allermeisten von uns fällt es aber noch schwer, das zu begreifen. Ihr müßt es einsehen: Idee und die Handlung des verrückten Spiels sind für unseren Verstand einfach zu groß.
Gegen Schluß dieser Überlegungen kommen mir noch ein paar Fragen in den Sinn:
Wer regiert die Welt und führt die Regie während dieser Show wirklich, und von wo aus?
Habe ich mit den hier ausgebreiteten Gedanken die Saat für eine neue Verschwörungstheorie gelegt, oder gibt es die gar schon?
Und ganz am Ende will ich auch nicht mein Bedauern verhehlen, daß nicht mir die Idee zu der Show rechtzeitig gekommen ist. Die hätte doch sicher den einen oder anderen Dollar Nebenverdienst zu meiner Rente eingebracht.
Montag, 26. Februar 2018
Links blinken und rechts fahren, - oder: Sin riesgo no hay diversión
Es sind nun schon einige Jahre, daß ich auf den Straßen von Costa Rica fahre. An die meisten Merkwürdigkeiten und (Un-)Sitten habe ich mich auch schon beinahe gewöhnt. Einige davon habe ich sogar schon selbst übernommen, ganz einfach um auch voran zu kommen. Ich richte mich meist schon nicht mehr nach Geschwindigkeitsbegrenzungen (und bin in 25 Jahren erst einmal erwischt worden), und ich überhole notorische Linksfahrer rechts, wo es zwei Fahrspuren in der gleichen Richtung gibt.
Was mir immer noch gegen den Strich geht ist das Kolonnenspringen. Die Schlange hinter einem langsamen Schwertransport kann unendlich lang sein, es gibt immer wieder Unvernünftige, die sich mit den waghalsigsten Manövern in der Schlange nach vorne zu arbeiten versuchen. Überhaupt ist Waghalsigkeit eines der hervorstechendsten Merkmale der Fahrer in diesem Land.
Vielen steckt außerdem eine angeborene Fähigkeit zum Hellsehen im Blut, die es erlaubt, auch noch in den unübersichtlichsten Kurven zu überholen. Wobei die meisten sogar mit heiler Haut und heilem Blech davonkommen. Wenn es aber kracht, dann oft auch heftig. Tagtäglich ist in der Zeitung von einer "Invasion der entgegengesetzten Fahrspur" zu lesen (invasión del carril contrario), und bei Personenwagen ist die Zerstörung dann zuweilen so komplett, daß nicht einmal mehr die Marke des früheren Automobils zu erkennen ist.
Das alles ist hier Alltag, und ich habe mich daran gewöhnt. Die halbwegs sichere Strategie für die Fortbewegung auf den Straßen des Landes heißt defensives Fahren, und auch das möglichst nur bei Tageslicht.
Woran ich mich nie so recht gewöhnen werde, ist die in meinen Augen höchst unsinnige Gewohnheit, wie Lastwagenfahrer nachfolgenden Fahrern signalisieren, daß ihr langsamerer Truck jetzt überholt werden kann: sie blinken LINKS! Was für einen mitteleuropäischen Fahrer bedeutet, daß der Trucker jetzt selbst ausscheren und überholen oder womöglich sogar links abbiegen will, das wird hier als der freundlich gemeinte Hinweis verwendet, an dem Truck vorbeizuziehen. Manchmal allerdings will der Trucker tatsächlich links abbiegen oder überholen, aber das lernt man dann erst im letzten Moment - oder doch nicht mehr rechtzeitig...
Würden die Trucker stattdessen rechts blinken, bedeutete das für einen Überholer wesentlich mehr Sicherheit und weniger Zweifel: entweder wäre es das freundliche Signal zum Überholen, oder der Truck wird rechts abbiegen oder einfach nur anhalten, jedenfalls nicht dem Überholer in die Quere kommen.
Ich vertraue den freundlich gemeinten Gesten der Chauffeure auf ihren Ungetümen aus den vorgenannten Gründen meist nicht und halte mich vorsichtig im Hintergrund. Den klassischen Fall von Zweifel an den Blinkzeichen erlebte ich dieser Tage:
Ein Tieflader mit einer riesigen Straßenbaumaschine quälte sich langsam über eine schmale kurvenreiche Landstraße. Ich fuhr direkt dahinter. Am Ausgang einer Kurve wurde der linke Blinker gesetzt. Da ich die Gegend aber gut kenne, wußte ich, daß gleich eine Abzweigung nach links kommt, und daß die Schotterstraße nach dieser Abzweigung gut den Einsatz einer Planiermaschine vertragen könnte. Also versuchte ich nicht einmal einen Blick an dem Schwertransport vorbei nach vorne. Das sahen die fünf oder sechs Fahrer der Fahrzeuge hinter mir natürlich ganz anders und überholten forsch. Es stellte sich dann heraus, daß der Tieflader tatsächlich langsamer geworden war, um das Überholen zu ermöglichen. Der mißtrauische Ausländer folgte dann als letzter...
Aus dem Bericht bis hier läßt sich wohl schon erahnen, wie schwierig es sein kann, wenn man mit seinem Personenwagen tatsächlich nach links von einer Landstraße abbiegen will. Man ordnet sich ziemlich zur Straßenmitte hin ein, setzt den Blinker, kurbelt die Scheibe herunter und winkt mit dem linken Arm, wenn es ginge würde man auch noch die Zunge nach links aus dem Fenster hängen lassen. Der Fahrer direkt hinter einem versteht vermutlich das Manöver, möglicherweise auch noch ein weiterer dahinter. Aber der vierte in Reihe könnte die Verlangsamung mißverstehen und zum Überholen ansetzen (siehe Kolonnenspringer). Genau das ist mir schon mindestens zweimal passiert. Das erste Mal hatte ich Glück und war schon knapp von der Hauptfahrbahn herunter, als der Überholer beinahe noch meine Heckstoßstange streifte. Das andere Mal mußte die Überholerin mit ihrem Cuatrociclo (besser wohl als Quad bekannt) halsbrecherisch halb durch den Straßengraben ausweichen, um mir nicht mit voller Wucht in die Seite zu fahren. - Linksabbiegen macht man hier am besten, wenn niemand hinter einem fährt.
Was mir immer noch gegen den Strich geht ist das Kolonnenspringen. Die Schlange hinter einem langsamen Schwertransport kann unendlich lang sein, es gibt immer wieder Unvernünftige, die sich mit den waghalsigsten Manövern in der Schlange nach vorne zu arbeiten versuchen. Überhaupt ist Waghalsigkeit eines der hervorstechendsten Merkmale der Fahrer in diesem Land.
Vielen steckt außerdem eine angeborene Fähigkeit zum Hellsehen im Blut, die es erlaubt, auch noch in den unübersichtlichsten Kurven zu überholen. Wobei die meisten sogar mit heiler Haut und heilem Blech davonkommen. Wenn es aber kracht, dann oft auch heftig. Tagtäglich ist in der Zeitung von einer "Invasion der entgegengesetzten Fahrspur" zu lesen (invasión del carril contrario), und bei Personenwagen ist die Zerstörung dann zuweilen so komplett, daß nicht einmal mehr die Marke des früheren Automobils zu erkennen ist.
Das alles ist hier Alltag, und ich habe mich daran gewöhnt. Die halbwegs sichere Strategie für die Fortbewegung auf den Straßen des Landes heißt defensives Fahren, und auch das möglichst nur bei Tageslicht.
Woran ich mich nie so recht gewöhnen werde, ist die in meinen Augen höchst unsinnige Gewohnheit, wie Lastwagenfahrer nachfolgenden Fahrern signalisieren, daß ihr langsamerer Truck jetzt überholt werden kann: sie blinken LINKS! Was für einen mitteleuropäischen Fahrer bedeutet, daß der Trucker jetzt selbst ausscheren und überholen oder womöglich sogar links abbiegen will, das wird hier als der freundlich gemeinte Hinweis verwendet, an dem Truck vorbeizuziehen. Manchmal allerdings will der Trucker tatsächlich links abbiegen oder überholen, aber das lernt man dann erst im letzten Moment - oder doch nicht mehr rechtzeitig...
Würden die Trucker stattdessen rechts blinken, bedeutete das für einen Überholer wesentlich mehr Sicherheit und weniger Zweifel: entweder wäre es das freundliche Signal zum Überholen, oder der Truck wird rechts abbiegen oder einfach nur anhalten, jedenfalls nicht dem Überholer in die Quere kommen.
Ich vertraue den freundlich gemeinten Gesten der Chauffeure auf ihren Ungetümen aus den vorgenannten Gründen meist nicht und halte mich vorsichtig im Hintergrund. Den klassischen Fall von Zweifel an den Blinkzeichen erlebte ich dieser Tage:
Ein Tieflader mit einer riesigen Straßenbaumaschine quälte sich langsam über eine schmale kurvenreiche Landstraße. Ich fuhr direkt dahinter. Am Ausgang einer Kurve wurde der linke Blinker gesetzt. Da ich die Gegend aber gut kenne, wußte ich, daß gleich eine Abzweigung nach links kommt, und daß die Schotterstraße nach dieser Abzweigung gut den Einsatz einer Planiermaschine vertragen könnte. Also versuchte ich nicht einmal einen Blick an dem Schwertransport vorbei nach vorne. Das sahen die fünf oder sechs Fahrer der Fahrzeuge hinter mir natürlich ganz anders und überholten forsch. Es stellte sich dann heraus, daß der Tieflader tatsächlich langsamer geworden war, um das Überholen zu ermöglichen. Der mißtrauische Ausländer folgte dann als letzter...
Aus dem Bericht bis hier läßt sich wohl schon erahnen, wie schwierig es sein kann, wenn man mit seinem Personenwagen tatsächlich nach links von einer Landstraße abbiegen will. Man ordnet sich ziemlich zur Straßenmitte hin ein, setzt den Blinker, kurbelt die Scheibe herunter und winkt mit dem linken Arm, wenn es ginge würde man auch noch die Zunge nach links aus dem Fenster hängen lassen. Der Fahrer direkt hinter einem versteht vermutlich das Manöver, möglicherweise auch noch ein weiterer dahinter. Aber der vierte in Reihe könnte die Verlangsamung mißverstehen und zum Überholen ansetzen (siehe Kolonnenspringer). Genau das ist mir schon mindestens zweimal passiert. Das erste Mal hatte ich Glück und war schon knapp von der Hauptfahrbahn herunter, als der Überholer beinahe noch meine Heckstoßstange streifte. Das andere Mal mußte die Überholerin mit ihrem Cuatrociclo (besser wohl als Quad bekannt) halsbrecherisch halb durch den Straßengraben ausweichen, um mir nicht mit voller Wucht in die Seite zu fahren. - Linksabbiegen macht man hier am besten, wenn niemand hinter einem fährt.
Mittwoch, 21. Februar 2018
Erntezeit für das "süsse Gift"
![]() |
Zuckerrohrschneider in Costa Rica im Februar 2018 |
Eigentlich ist es das Einbringen eines Genußmittels, aber auch heute noch ist die Zuckerrohrernte eine Arbeit, die an Sklavenfron erinnert, wenn auch eine bezahlte und gesuchte. In Costa Rica kommen zum allergrößten Teil Wanderarbeiter aus Nicaragua zum Einsatz, weil Einheimische die äußerst anstrengende Arbeit in tropischer Hitze unter sengender Sonne nicht machen wollen. Am Tag vor der Ernte werden die Felder in Brand gesteckt, um trockenes Blattwerk zu beseitigen. Daher sind die Halme beim Schnitt geschwärzt, rußig und klebrig.
Zuckerrohr ist die am weitesten verbreitete Nutzpflanze auf der Welt. Sie wird auf etwa 24 Millionen Hektar in mehr als 90 Ländern angebaut. Die jährliche Ernte beträgt mehr als 2 Milliarden Tonnen Zuckerrohr. Mit kaum mehr als 4 Millionen Tonnen ist Costa Rica daran gerade mal mit 0,2 Prozent beteiligt. Das Land belegt den 39. Platz auf der Länderliste der Produzenten. Der Weltbedarf an Zucker wird zu über 70 Prozent aus Rohrzucker gedeckt, der auf dem Weltmarkt billiger als Rübenzucker angeboten werden kann. (Zahlen von der FAO für 2016)
Das ursprünglich aus Ostasien stammende Zuckerrohr gelangte zunächst nach Indien, Persien und in den Nahen Osten. Kreuzfahrer brachten die Pflanze und das Produkt im 11. Jahrhundert nach Europa. Schnell wuchs die Nachfrage nach dem Luxusartikel, und bald war der Anbau von Zuckerrohr im Mittelmeerraum verbreitet.
Im 16. Jahrhundert wurde der Anbau von Zuckerrohr die Ursache und der Beginn des transatlantischen Sklavenhandels und der Sklavenhaltung in den Amerikas. Schon 1493 hatte Columbus auf seiner zweiten Reise die ersten Zuckerrohr-Setzlinge in die Karibik mitgebracht. Neben Gold, Silber und Perlen war das "weiße Gold" die erste Handelsware, die in nennenswerter Menge aus der Neuen Welt über den Atlantik nach Europa geschafft werden konnte, ohne unterwegs zu verderben.
Die aus Zuckerrohr (oder auch aus Zuckerrüben) gewonnene Saccharose hat einen ziemlich schlechten Ruf für die menschliche Ernährung, und dennoch sind wir beinahe alle in der einen oder anderen Weise süchtig danach. Der Genuß von Zucker wird mit einer langen Reihe von von Krankheiten in Verbindung gebracht, angefangen bei Übergewicht und Fettleibigkeit, über Diabetes, Karies, Herzkrankheiten bis zu Bluthochdruck. Auch als Ursache für Krebs, Demenz und Alzheimer wird Zucker erwähnt. Eine an der Universität von Kalifornien durchgeführte Studie kam 2015 sogar zu dem Ergebnis, Beweise dafür gefunden zu haben, daß Zucker giftig sei. Diese Behauptung wurde ausgerechnet von einem Dr. Robert Lustig vertreten.
Beim Pro-Kopf-Verbrauch von Zucker in Europa wird Deutschland von allen angrenzenden Nachbarn übertroffen, bis auf zwei: während die Deutschen in einer Statistik der FAO für 2013 mit jährlich 32,76 Kilogramm erscheinen, verbrauchten die Tschechen ein viertel Kilogramm weniger, und die Luxemburger sogar nur 11,44 Kilogramm. In allen anderen Ländern rundherum wurde mehr Süßes genascht oder verarbeitet als in Deutschland: Dänemark 38,77, Polen 40,06, Österreich 36,38, Schweiz 50,95, Frankreich 33,78, Belgien 44,15 und die Niederlande 38,99 Kilogramm pro Person und Jahr.
Damit liegt die Schweiz weltweit an dritthöchster Stelle in der Statistik, nur übertroffen von Barbados sowie Trinidad und Tobago. Während auf den letztgenannten Inseln vermutlich auch ein guter Teil für die Produktion von Rum abgezweigt wird, verarbeiten die Schweizer den Zucker zu Versuchungen in Form von Schokolade, die sie bekanntlich nicht alle selbst essen. Ähnlich machen es die Belgier mit ihren Pralinen. In Österreich werden die Besucher mit Sachertorte, Palatschinken und Kaiserschmarrn zum Verzehr von Süßkram verleitet, bevor sie sich bei der Ausreise in Salzburg noch die Mozart-Kugel geben.
Obwohl die Bevölkerung der USA bekanntlich immer übergewichtiger wird, lag sie 2013 mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von nur 29,17 Kilogramm Zucker unter den Werten der meisten mitteleuropäischen Länder. In Costa Rica lag der Wert mit 44,16 Kilogramm erwartungsgemäß hoch, wobei auch hier ein Teil für die Produktion von Rum abzurechnen ist.
Um auch noch das andere Ende der Statistik der FAO zu erwähnen: die Einwohner von Myanmar (0,53 kg) und Nordkorea (3,62 kg) müßten am wenigsten von Karies durch Zuckergenuß geplagt sein.
![]() |
Möglichst süß und bunt: Tortenladen in Costa Rica |
Samstag, 10. Februar 2018
Wohin Judenhaß führt - und wohin zum Glück nicht
Dieses "Licht" ist ihnen zu unser aller Glück nicht aufgegangen:
So abwegig das auch klingen mag, es gibt zumindest einen Aspekt, wie der Judenhaß der Nazis und der Faschisten in Italien uns alle, die ganze Welt, möglicherweise vor weit Schlimmerem bewahrt hat. Zu dieser Schlußfolgerung hat mich folgende Überlegung geführt:
Vor etwas mehr als 75 Jahren gelang es Wissenschaftlern in den USA, in einem behelfsmäßig zusammengebastelten Atomreaktor in Chicago die erste menschengemachte nukleare Kettenreaktion zu erzeugen und für kurze Zeit zu erhalten. Diese Wissenschaftsleistung war ein wichtiger Schritt für die Entwicklung der ersten Atombomben, die dann im August 1945 auf Japan abgeworfen wurden.
Es waren die Nazis selbst und die italienischen Faschisten, die zu diesem Entwicklungssprung in der Kernforschung beigetragen haben, und das war ganz sicher nicht ihre Absicht.
Der Versuch am 2. Dezember 1942 wurde geleitet von Enrico Fermi, der als einer der bedeutendsten Kernphysiker des 20. Jahrhunderts angesehen wird. Er war mit einer Jüdin verheiratet, das Ehepaar hatte zwei Kinder. Im Jahr 1938 wurde Fermi mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet, und im gleichen Jahr emigrierte er wegen der vom Mussolini-Regime erlassenen antisemitischen Gesetze mit seiner Familie in die USA.
Der als "Chicago Pile No. 1" bekannt gewordene Haufen von Uran und Graphitziegeln, gilt als erster menschengemachter Kernreakter der Geschichte. Er entstand nach theoretischen Vorarbeiten des Ungarn-Deutschen Leo Szilárd, dem Sohn einer osteuropäischen jüdischen Familie, der in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Deutschland Physik studiert hatte, unter anderen auch bei Albert Einstein und Max Planck. 1932 hatte sich Szilárd ganz der Kernphysik zugewandt und bereits Versuche im Labor von Lise Meitner geplant, als er nach der Machtergreifung der Nazis 1933 Deutschland verließ. Er gelangte zunächst nach England, wo er seine wissenschaftlichen Arbeiten fortsetzte. Dort beschrieb er als erster Forscher die nukleare Kettenreaktion, die Grundvoraussetzung für die Nutzung von Kernenergie und Kernwaffen. Wegen drohender Kriegsgefahr ging er 1938 in die USA.
Etwa gleichzeitig deutete die österreichische Physikerin Lise Meitner als erste ein Forschungsergebnis von Otto Hahn als das, was es war: eine Kernspaltung. Meitner war seit 1926 außerordentliche Professorin für experimentelle Kernphysik an der Berliner Universität, Deutschlands erste Professorin für Physik gewesen. Im April 1933 wurde Meitner aufgrund ihrer jüdischen Abstammung die Lehrbefugnis entzogen. Danach arbeitete sie an dem nicht-staatlichen Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin. Als Österreich 1938 an das Deutsche Reich angeschlossen und Meitner damit deutsche Staatsangehörige wurde, floh sie nach Schweden. Ihr Kollege Otto Hahn blieb mit Meitner in geheimer brieflicher Verbindung und forschte am Kaiser-Wilhelm-Institut weiter. Im Dezember 1938 entdeckt er die Kernspaltung, wies sie mit radiochemischen Methoden nach und berichtete Lise Meitner davon. Was Hahn noch als unerklärliches "Zerplatzen" eines Urankerns beschrieb, konnte Meitner 1939 richtig als Kernspaltung deuten und einen wissenschaftlichen Artikel darüber veröffentlichen.
Albert Einstein hatte bereits im Jahr 1939 mit einem Brief den US-Präsidenten Roosevelt vor der möglichen Entwicklung von Atomwaffen in Deutschland gewarnt. Um den Nazis in Deutschland zuvorzukommen, wurde beschlossen, die Entwicklung von Atomwaffen voranzutreiben und das geheime Manhattan Projekt zu starten. Nach dem Chicagoer Experiment arbeitete Leo Szilárd an diesem Projekt seit 1942 mit. Seine Kollegen waren drei Wissenschaftler, die einen ganz ähnlichen Lebenslauf hinter sich hatten:
Der später als der "Vater der Wasserstoffbombe" bekannt gewordene Physiker Edward Teller hatte in Karlsruhe und Leipzig studiert und Deutschland 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft verlassen.
Der Mathematiker John von Neumann entstammte einer jüdischen Bankiersfamilie. Nach Studien in Deutschland und der Schweiz hatte er als Privatdozent an der Berliner Universität und der Hamburger Universität gearbeitet. Ab 1933 arbeitete er als Professor in Princeton, wo auch bereits Albert Einstein wirkte. Nach der Machtergreifung der Nazis emigrierte Neumann ganz in die USA.
Der Theoretische Physiker Eugene Wigner entstammte ebenfalls einer jüdischen Familie und hatte in Deutschland studiert und wissenschaftlich gearbeitet. Er habilitierte sich 1930 an der Technischen Hochschule Berlin und wurde dort zum außerordentlichen Professor ernannt. Diese Position verlor er nach der Machtergreifung durch die Nazis 1933 und siedelte darauf in die USA über, wo er als Professor an der Princeton University arbeitete.
Wir halten also fest:
Bis hier sind wir schon sechs hochrangigen deutschsprachigen Wissenschaftlern begegnet - Meitner, Einstein, Szilárd, Teller, Neumann und Wigner, dazu dem Italiener Fermi -, die wegen der Judenverfolgung aus Europa verjagd wurden oder aus Deutschland weggingen, und da waren noch viel mehr. Das war ein gewaltiger Verlust an Forschungskompetenz, von der ein Teil stattdessen in den USA für die Entwicklung der Atombombe genutzt wurde.
Und im Nachhinein muß man zu dem Schluß kommen, daß das so gut war. Hätte das wissenschaftliche Potential in Europa und namentlich in Deutschland zur Verfügung gestanden, wäre dem Nazi-Regime womöglich so rechtzeitig eine Atomwaffe in die Hände gefallen, daß das zu einem völlig anderen Ergebnis des Zweiten Weltkriegs geführt hätte. Angesichts ihrer desolaten militärischen Lage hätten die Nazis die Waffe eingesetzt, allein um zu zeigen, daß sie existiert und wie sie wirkt. London und Moskau hätten die ersten Ziele sein können, womöglich auch New York.
Die Phantasie will nicht ausreichen, sich vorzustellen, was eine Weltherrschaft der Nazis bedeutet hätte.
Die Japaner in Hiroshima und Nagasaki kommen verständlicherweise zu einer anderen Schlußfolgerung, und man kann auch daran zweifeln, daß die Verfügungsgewalt über die ersten Atomwaffen bei den USA gut aufgehoben war. Zumindest weiß man heute aber, daß die USA nicht versucht haben, die Weltherrschaft mit militärischer Gewalt und dem Einsatz von weiteren Kernwaffen zu erringen.
Der radikale Antisemitismus und die Judenverfolgung der Nazis hat in Deutschland und ganz Europa auf allen Gebieten der Wissenschaft und Forschung, in der Medizin, dem Ingenieurwesen, in der Wirtschaft, der Politik, und nicht zuletzt im Kulturleben und in der Kunst zu einem unersetztlichen Verlust an Geistespotential geführt. Mir ist gänzlich unverständlich, warum die "neuen" Nazis daraus nichts gelernt haben. Am Beispiel der Forschung, die zur Atombombe geführt hat, müßte ihnen doch mehr als siebzig Jahre danach schon mal ein Licht aufgegangen sein,
Wir anderen müssen uns womöglich glücklich schätzen, daß sich die damalige "Herrenrasse" mit ihrer Wahnsinnspolitik gegen "Untermenschen" selbst ins Knie geschossen hat. Wir sind aber auch gefordert, dafür zu sorgen, daß neue Antisemiten und Rassisten gar nicht erst in eine Position der Macht kommen.
![]() |
Atombombentest auf dem Bikini-Atoll (Quelle: Wikipedia) |
Vor etwas mehr als 75 Jahren gelang es Wissenschaftlern in den USA, in einem behelfsmäßig zusammengebastelten Atomreaktor in Chicago die erste menschengemachte nukleare Kettenreaktion zu erzeugen und für kurze Zeit zu erhalten. Diese Wissenschaftsleistung war ein wichtiger Schritt für die Entwicklung der ersten Atombomben, die dann im August 1945 auf Japan abgeworfen wurden.
Es waren die Nazis selbst und die italienischen Faschisten, die zu diesem Entwicklungssprung in der Kernforschung beigetragen haben, und das war ganz sicher nicht ihre Absicht.
Der Versuch am 2. Dezember 1942 wurde geleitet von Enrico Fermi, der als einer der bedeutendsten Kernphysiker des 20. Jahrhunderts angesehen wird. Er war mit einer Jüdin verheiratet, das Ehepaar hatte zwei Kinder. Im Jahr 1938 wurde Fermi mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet, und im gleichen Jahr emigrierte er wegen der vom Mussolini-Regime erlassenen antisemitischen Gesetze mit seiner Familie in die USA.
Der als "Chicago Pile No. 1" bekannt gewordene Haufen von Uran und Graphitziegeln, gilt als erster menschengemachter Kernreakter der Geschichte. Er entstand nach theoretischen Vorarbeiten des Ungarn-Deutschen Leo Szilárd, dem Sohn einer osteuropäischen jüdischen Familie, der in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Deutschland Physik studiert hatte, unter anderen auch bei Albert Einstein und Max Planck. 1932 hatte sich Szilárd ganz der Kernphysik zugewandt und bereits Versuche im Labor von Lise Meitner geplant, als er nach der Machtergreifung der Nazis 1933 Deutschland verließ. Er gelangte zunächst nach England, wo er seine wissenschaftlichen Arbeiten fortsetzte. Dort beschrieb er als erster Forscher die nukleare Kettenreaktion, die Grundvoraussetzung für die Nutzung von Kernenergie und Kernwaffen. Wegen drohender Kriegsgefahr ging er 1938 in die USA.
Etwa gleichzeitig deutete die österreichische Physikerin Lise Meitner als erste ein Forschungsergebnis von Otto Hahn als das, was es war: eine Kernspaltung. Meitner war seit 1926 außerordentliche Professorin für experimentelle Kernphysik an der Berliner Universität, Deutschlands erste Professorin für Physik gewesen. Im April 1933 wurde Meitner aufgrund ihrer jüdischen Abstammung die Lehrbefugnis entzogen. Danach arbeitete sie an dem nicht-staatlichen Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin. Als Österreich 1938 an das Deutsche Reich angeschlossen und Meitner damit deutsche Staatsangehörige wurde, floh sie nach Schweden. Ihr Kollege Otto Hahn blieb mit Meitner in geheimer brieflicher Verbindung und forschte am Kaiser-Wilhelm-Institut weiter. Im Dezember 1938 entdeckt er die Kernspaltung, wies sie mit radiochemischen Methoden nach und berichtete Lise Meitner davon. Was Hahn noch als unerklärliches "Zerplatzen" eines Urankerns beschrieb, konnte Meitner 1939 richtig als Kernspaltung deuten und einen wissenschaftlichen Artikel darüber veröffentlichen.
Albert Einstein hatte bereits im Jahr 1939 mit einem Brief den US-Präsidenten Roosevelt vor der möglichen Entwicklung von Atomwaffen in Deutschland gewarnt. Um den Nazis in Deutschland zuvorzukommen, wurde beschlossen, die Entwicklung von Atomwaffen voranzutreiben und das geheime Manhattan Projekt zu starten. Nach dem Chicagoer Experiment arbeitete Leo Szilárd an diesem Projekt seit 1942 mit. Seine Kollegen waren drei Wissenschaftler, die einen ganz ähnlichen Lebenslauf hinter sich hatten:
Der später als der "Vater der Wasserstoffbombe" bekannt gewordene Physiker Edward Teller hatte in Karlsruhe und Leipzig studiert und Deutschland 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft verlassen.
Der Mathematiker John von Neumann entstammte einer jüdischen Bankiersfamilie. Nach Studien in Deutschland und der Schweiz hatte er als Privatdozent an der Berliner Universität und der Hamburger Universität gearbeitet. Ab 1933 arbeitete er als Professor in Princeton, wo auch bereits Albert Einstein wirkte. Nach der Machtergreifung der Nazis emigrierte Neumann ganz in die USA.
Der Theoretische Physiker Eugene Wigner entstammte ebenfalls einer jüdischen Familie und hatte in Deutschland studiert und wissenschaftlich gearbeitet. Er habilitierte sich 1930 an der Technischen Hochschule Berlin und wurde dort zum außerordentlichen Professor ernannt. Diese Position verlor er nach der Machtergreifung durch die Nazis 1933 und siedelte darauf in die USA über, wo er als Professor an der Princeton University arbeitete.
Wir halten also fest:
Bis hier sind wir schon sechs hochrangigen deutschsprachigen Wissenschaftlern begegnet - Meitner, Einstein, Szilárd, Teller, Neumann und Wigner, dazu dem Italiener Fermi -, die wegen der Judenverfolgung aus Europa verjagd wurden oder aus Deutschland weggingen, und da waren noch viel mehr. Das war ein gewaltiger Verlust an Forschungskompetenz, von der ein Teil stattdessen in den USA für die Entwicklung der Atombombe genutzt wurde.
Und im Nachhinein muß man zu dem Schluß kommen, daß das so gut war. Hätte das wissenschaftliche Potential in Europa und namentlich in Deutschland zur Verfügung gestanden, wäre dem Nazi-Regime womöglich so rechtzeitig eine Atomwaffe in die Hände gefallen, daß das zu einem völlig anderen Ergebnis des Zweiten Weltkriegs geführt hätte. Angesichts ihrer desolaten militärischen Lage hätten die Nazis die Waffe eingesetzt, allein um zu zeigen, daß sie existiert und wie sie wirkt. London und Moskau hätten die ersten Ziele sein können, womöglich auch New York.
Die Phantasie will nicht ausreichen, sich vorzustellen, was eine Weltherrschaft der Nazis bedeutet hätte.
Die Japaner in Hiroshima und Nagasaki kommen verständlicherweise zu einer anderen Schlußfolgerung, und man kann auch daran zweifeln, daß die Verfügungsgewalt über die ersten Atomwaffen bei den USA gut aufgehoben war. Zumindest weiß man heute aber, daß die USA nicht versucht haben, die Weltherrschaft mit militärischer Gewalt und dem Einsatz von weiteren Kernwaffen zu erringen.
Der radikale Antisemitismus und die Judenverfolgung der Nazis hat in Deutschland und ganz Europa auf allen Gebieten der Wissenschaft und Forschung, in der Medizin, dem Ingenieurwesen, in der Wirtschaft, der Politik, und nicht zuletzt im Kulturleben und in der Kunst zu einem unersetztlichen Verlust an Geistespotential geführt. Mir ist gänzlich unverständlich, warum die "neuen" Nazis daraus nichts gelernt haben. Am Beispiel der Forschung, die zur Atombombe geführt hat, müßte ihnen doch mehr als siebzig Jahre danach schon mal ein Licht aufgegangen sein,
Wir anderen müssen uns womöglich glücklich schätzen, daß sich die damalige "Herrenrasse" mit ihrer Wahnsinnspolitik gegen "Untermenschen" selbst ins Knie geschossen hat. Wir sind aber auch gefordert, dafür zu sorgen, daß neue Antisemiten und Rassisten gar nicht erst in eine Position der Macht kommen.
Freitag, 2. Februar 2018
Morgendliche Ruhe vor dem "Krawall"
![]() |
Morgendämmerung über "meinem" Tal. Blick nach Westen, im Hintergrund links am Horizont der Pazifik. |
Nach einem ungewöhnlich regnerischen Januar ist hier in meinem "Winterlager" schließlich doch der Sommer angekommen, mit allen Vor- und Nachteilen: die Sonne brennt nahezu zwölf Stunden am Tag herunter, entsprechend nimmt die Hitze zu und die Luftfeuchtigkeit, der Pool heizt sich auf und wird bald nicht mehr zur Erfrischung taugen, und die Zikaden sind erwacht.
![]() |
Zikaden an dem Stamm der gleichen Palme, die ich auf dem oberen Bild zeige. |
Die werden munter, sobald sie vom ersten Sonnenstrahl erwärmt werden. Wer noch nie ein richtiges Zikadenkonzert hier in den Tropen gehört hat, kann sich den Lärm nicht vorstellen. Man könnte an einen extrem starken Tinnitus denken. An manchen Stellen entlang einer Straße ist der Krach dermaßen laut, daß ich schon oft den Eindruck eines kapitalen Schadens an meinem Auto hatte, wenn ich plötzlich in solch einen "Sängertreffpunkt" geriet.
Diese Krachmacher sind bei den Biologen als Singzikaden geführt. Dabei hört sich der Gesang für mich eher so an, als würden den ganzen Tag ununterbrochen mehrere Eisenbahnzüge rund um mein Haus herum quietschend bremsen. Während des Tages macht es nicht viel Sinn, Musik hören zu wollen. Telefongespräche sind kaum möglich. Die Natur hat es aber so gnädig eingerichtet, daß dieser Krach beinahe schlagartig eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang aufhört. Diese Konzerte dauern etwa von Januar bis März. Zu dem Orchester gehören übrigens nur die männlichen Zikaden, die damit Weibchen zur Paarung anlocken und ihr Revier verteidigen wollen.
Abonnieren
Posts (Atom)