Donnerstag, 5. April 2018

Winzige Ärgernisse, das Universum, und ich dazwischen

Alles hat mit allem zu tun. Das ist keine besonders geistreiche Feststellung, eine neue schon gar nicht. Dennoch: Zuweilen wird man so nachdrücklich auf die Richtigkeit dieser Behauptung hingewiesen, daß es einen schon fast grausen kann. Davon will ich erzählen.

Es gibt einige Leute, die von meinem gespannten Verhältnis zu Gekkos wissen. Die auch von meinen vielfältigen Versuchen gehört haben, mich dieser Mitbewohner im Haus zu entledigen, oder zumindest ihre Population zu begrenzen. Bislang bin ich keiner Waffe begegnet, die als wirksames Mittel dauerhaft geholfen hat. Zu den exotischsten Methoden, die ich versucht habe, gehören Laserpointer, Eisspray, Schalen von Hühnereiern und eine bestimmte Sorte von Mausefallen. All das und noch viel mehr hatte stets nur eine begrenzte Wirkung. Wie es scheint gibt es nirgendwo auf der Welt eine verläßliche Methode, diese geschickten Krabbelreptilien zu vernichten, oder sie zumindest aus dem Haus zu vergraulen. Ich habe Berichte aus Indonesien, Australien und Texas gelesen, und überall in warmem Klima sind Gekkos eine Plage, der nicht beizukommen ist.

Bevor sich meine geneigten Leser nun fragen, warum ich die Tierchen so vehement verfolge, und einwenden, daß diese niedlichen Hausgenossen doch sehr nützlich seien, weil sie Insekten im Haus vertilgen, muß ich auf die häßliche Wirklichkeit zu sprechen kommen: wenn die vertilgten Insekten den Verdauungstrakt der Gekkos passiert haben, werden die Reste ausgeschieden. Und diese Ausscheidungen findet man auch im ganzen Haus, überall.

Diese Scheiße ist einfach zu erkennen: je nach Größe des Gekkos sind das längliche dunkle Pillen von der Größe eines Streichholzkopfes bis hin zu einer kleinen Bohne, stets verziert mit einem weißen Punkt. Verwende keine Tasse, keinen Teller, keinen Kochtopf, ehe Du Dich nicht vergewissert hast, daß dort keine Hinterlassenschaft von Gekkos liegt!


Dies als einleitende Erklärung zu meiner Geschichte.

Ein weiterer Aspekt zum Verständnis dieses Berichts ist die Tatsache, daß ich oftmals recht früh zu Bett gehe, um noch zu lesen. Bei der Lektüre fallen mir aber meist nach wenigen Seiten die Augen zu. Das hat zur Folge, daß ich früh einschlafe und auch schon wieder sehr früh aufwache. Heute war das schon so um drei Uhr herum, daß ich wach lag und wieder einzuschlafen versuchte. Das war gar nicht so einfach, denn mir ging eine Sache im Kopf herum, die ich gestern gelesen hatte. Auf dem Newsticker von Heise.de war ich auf die Notiz gestoßen "Leben wir in einer Simulation?" ( www.heise.de/newsticker/meldung/Leben-wir-in-einer-Simulation-4008646.html )

Der kurze Bericht über die Forschungen des Schweden Nick Bostrom, Professor an der Philosophischen Fakultät der Oxford University, hatte mich an meinen Post vom 6. März auf diesem Blog erinnert, wo ich über eine inszenierte verrückte Parallelwelt nachgedacht habe. Die Gedanken des Professors bewegen sich in um mehrere Größenordnungen höheren Sphären, als meine simple Phantasie. Aber so ganz verschieden von meiner Theorie sind sie auch nicht.

Das ging mir in der Dunkelheit durch den Sinn und ich nahm mir vor, diesem Thema heute noch einmal nachzugehen. Vorher wollte ich aber wirklich noch versuchen, ein paar Stunden zu schlafen. In diesem Moment hörte ich ein "klack" auf dem stramm gespannten Laken gleich neben meinem Kopf, und mir war sofort klar, womit ich es zu tun hatte. Licht an, und richtig: gleich neben meinem Kissen lag ein frischer Gekkoschiß, und der Urheber saß noch am gleichen Platz oben an der Holzdecke. Mich packte die Wut, ich mir einen Besen, und dann wischte ich den Gekko herunter. Er fiel aufs Bett, aber ich war nicht schnell genug, und es gelang dem flinken Missetäter zu verschwinden. Mist - und das gleich in doppeltem Sinn!

Ich beseitigte den Klecks vom Laken und überlegte noch, wohin der Scheißer verschwunden sein konnte. Ich hatte noch eine einzige von meinen Fallen hinter einer Gardine in Bereitschaft, und tatsächlich fand ich das Tier dort! Von den tausend Möglichkeiten, sich zu verstecken, hatte es ausgerechnet den Weg über die Falle genommen und war dort hängen geblieben. Wie mich das zufrieden machte! Damit war dieser Angriff auf meine Nachtruhe wenigstens gerächt, wenn auch an Schlaf nicht mehr zu denken war.

Also begann ich gleich, mich über den Professor Nick Bostrom zu erkundigen. Die Suche im Internet brachte eine reiche Ernte mit Quellen von und über diesen Mann, und er ist gewiß kein Unbekannter! Bald war ich in einen nicht mehr ganz neuen, aber interessanten Artikel über ihn in der "Zeit" vertieft, ich fand seine eigene Webseite und stieß dort auf einen Link zu einem spannenden Artikel im "New Yorker". Und so nahm das kein Ende, bis ich Kaffeedurst verspürte. Die Nacht war sowieso hin, also konnte ich Euch diese Geschichte auch gleich aufschreiben.

Es scheint mir wichtig, über diesen Mann zu lesen, vielleicht auch Bücher von ihm, die auch in deutscher Übersetzung vorliegen.

Ich sitze immer noch hier und wundere mich, wie kurz der Weg von einem Gekkoschiß zu Künstlicher Intelligenz und Quantencomputern ist, und ich frage mich, was das zu bedeuten hat. Was wollte mir der Gekko mit seiner dreisten Aktion mitteilen? Oder gehört er gar zu der Art von höherer Intelligenz, die uns steuert und dirigiert? Schließlich wäre auch möglich, daß der Gekko selbst ein Gesteuerter ist (war). Denn schon in der Nacht zuvor hatte ich das gleiche Erlebnis und fand auf dem Laken das gleiche Ergebnis an der gleichen Stelle. Diese Nacht hatte ich deshalb versucht, nicht in der Mitte meines Bettes zu schafen, und mit geschlossenem Mund...

Vielleicht war der Auftrag des Gekkos mit meiner Reaktion von heute erfolgreich erledigt.

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