Wieder einmal bin ich auf "dieser Seite des Atlantik", also in der Alten Welt angekommen, und das Wetter ist an der Nordseeküste so unberechenbar wie stets.
Nach etlichen sommerlichen Tagen blies zuletzt ein strammer kalter Wind aus Nordwest, der mich meine wärmste Kleidung aus dem Schrank suchen ließ. Dennoch mußte das Fahrrad bewegt werden, und im Hafen von Bremerhaven traf ich auf eine Institution, die sich als erste und letzte Station für die Seeleute versteht, die den Ozean queren.
Der unscheinbare, von außen beinahe schäbig wirkende "Treffpunkt Kaiserhafen" ist ein Überbleibsel aus der Zeit, in der Hafenarbeit noch Handarbeit war, in der bei Wind und Wetter Kisten, Säcke und Kartons mit Produkten aus aller Welt aus den Bäuchen der Schiffe gehievt oder in diese versenkt wurden. Damals diente der Treffpunkt als Pausenraum und einfache Kantine für die Hafenarbeiter. Danach entwickelte sich das Lokal zu einer Bar und einem Restaurant mit maritimer Dekoration, das sich selbst rühmt, die "letzte Kneipe vor New York" zu sein.
Obwohl ich keine unmittelbare Absicht hatte, über den Atlantik zu schiffen, legte ich doch bei der originellen Einrichtung an und machte mein Fahrrad an dem schweren Anker vor der Tür fest.
Drinnen wurde ich gleich von einer barbusigen Schönheit begrüßt, die sich aber leider als Teil des Sammelsuriums aus "schiffigem" Inventar herausstellte, von dem das gemütliche Lokal beinahe überquillt. Die Halbnackte zierte womöglich einst den Bug eines Segelschiffes und verleitete vielleicht manchen einsamen Seemann zum Träumen.
Nicht nur wegen seiner Einrichtung hat es der Treffpunkt Kaiserhafen zu einiger Berühmtheit gebracht. Auch das Angebot an Fischgerichten wurde bereits in zahlreichen Berichten in Zeitungen und Magazinen gerühmt. Darüber hinaus hat er zuweilen auch als Hintergrund für Filmaufnahmen und literarische Werke gedient. Das alles und noch viel mehr ist auch in Wikipedia nachzulesen.
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