Wer ein wenig östlich von Regensburg von der Donau heraufkommend die Treppen des gewaltigen Sockels erklimmt, erreicht ein Kuriosum, das weithin sichtbar eine Biegung des Flusses überragt:
Ein gewaltiger Ruhmestempel in griechischem Stil, für den der Parthenon auf der Akropolis in Athen Vorbild ist, beherrscht das Landschaftsbild. Ausgeführt in weißem Kalkstein, umgeben von 52 dorischen Säulen, errrichtet auf Veranlassung des Bayernkönigs Ludwig I. in den Jahren 1830 bis 1844, ist der monumentale Bau gedacht als Aufbewahrungsort für Büsten und Gedenktafeln bedeutender Persönlichkeiten "teutscher Zunge". Benannt ist der pseudo-hellenistische Prunkbau nach Walhall, der Ehrenhalle für die Gefallenen aus der nordischen Mythologie. Mit anderen Worten: hier hat sich der König von Bayern mit Anleihen aus der Antike und von den Germanen, und vermutlich aus der Staatskasse, für vier Millionen Gulden ein Denkmal setzen lassen, um die von ihm als "große Deutsche" erachteten Persönlichkeiten und wichtigen Ereignissen der germanischen Geschichte zu ehren.
Das ging natürlich nicht immer ohne Meinungsunterschiede hinsichtlich der Bedeutung der Persönlichkeiten, und darüber, wer in den Kreis der Erlauchten aufgenommen gehörte, und wer nicht. Während König Ludwig die ursprüngliche Auswahl traf, entscheidet heute der bayerischen Ministerrat darüber, wer als nächster in das marmorne Panoptikum aufgenommen zu werden verdient.
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Heinrich Heine |
Bei dem "jüngsten" Neuzugang handelt es sich sogar um einen Heroen, der sich womöglich noch aus dem Grab gegen diese Ehre zur Wehr setzen würde, wenn er könnte. Die Büste des Dichters Heinrich Heine wurde der Sammlung 2010 als 130. Marmorkopf hinzugefügt, ungeachtet der Tatsache, daß er zu Lebzeiten einer der eifrigsten Lästerer und Kritiker dieser "marmornen Schädelstätte" war.
Jetzt bleiben nach dem offiziellen Aufstellungsplan nur noch vier freie Plätze übrig. Sollte dann wirklich die Sammlung wichtiger Deutscher komplett sein und geschlossen werden?
Hier kann doch die deutsche Geschichte nicht enden!
Ein neuer bayerischer König muß her - und ein Anbau!
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Einmal im Leben fast auf Augenhöhe mit den Größten: Hier mit Gneisenau, Goethe und Luther |
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