Dienstag, 11. Juli 2017

Wenn's für die Ewigkeit sein soll: Keine Eiche aufs Grab!

Jüdische Friedhöfe sind für die Ewigkeit gedacht. Wer einmal dort bestattet ist, soll dort bis zum Jüngsten Tag liegen bleiben.

Vielerorts in Deutschland wurde diese Ewigkeit vor rund achtzig Jahren gewaltsam gestört und beendet. Die betroffenen jüdischen Gemeinden wurden weitgehend ausgerottet, die Begräbnisplätze geschändet, eingeebnet und unkenntlich gemacht.

Dennoch findet man in Dörfern und Städten zuweilen Beispiele später nachbarschaftlicher Solidarität zwischen Juden und Einwohnern anderen Glaubens. In Stolzenau an der Mittelweser habe ich einen jüdischen Friedhof angetroffen, der dem Anschein nach recht wenig von den Gräueln der Nazizeit in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Die Geschichte des Friedhofs reicht bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. Offiziellen Angaben zu Folge gibt es auf dem von einer Backsteinmauer umgebenen Friedhof noch 139 Gräber. Auf dem Gelände befinden sich rund 150 Grabsteine, deren ältester aus dem Jahr 1729 stammt.

An einem der Grabsteine kann man auch etwas über die Zerstörungskraft der Natur lernen, wenn man ihr nur genügend Zeit gibt. Eine eindrucksvolle alte Eiche - die auf dem oberen Foto -  ist im Begriff, den Stein zu umschließen und ihn letztendlich wohl zu zermalmen. Der Vorgang dauert womöglich schon ein halbes Jahrhundert oder mehr, also gerade eine Sekunde von der Ewigkeit.


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