Montag, 11. September 2017

Pompeji? Oder?

Nordwestliche Bastion an der Oder
Beim Stichwort "Festung Küstrin" geht im Gedächtnis vieler Deutscher ein Lichtlein an: "War das nicht dort, wo der Leutnant Katte unter den Augen seines Freundes, des Kronprinzen Friedrich hingerichet wurde?" Richtig, das passierte gleich neben dem Schloß im Jahr 1730 und ist vielfach literarisch, in Bühnenstücken und auch in Filmen behandelt worden.

Heute werden die Ruinen der komplett zerstörten Altstadt von Küstrin - inzwischen polnisch Kostrzyn nad Odrą - zuweilen etwas vollmundig als das Pompeji an der Oder beschrieben. Es ist wohl richtig, daß im 2. Weltkrieg keine deutsche Stadt so komplett zerstört wurde, wie die ehemalige preussische Festungsstadt, aber es war eine Zerstörung mit Ansage. Im März 1945 war hier gegen alle militärische Vernunft versucht worden, den Vormarsch der Roten Armee auf Berlin und ihren Übergang über die Oder aufzuhalten. Der heftige Beschuß über mehrere Tage ließ kaum einen Stein auf dem anderen, er kostete vielen Tausenden Soldaten auf beiden Seiten das Leben und änderte trotzdem nichts am raschen Ende des Krieges.
Innenhof des Schlosses im Jahr 2017. Der Sockel trug einst ein Standbild des brandenburgischen Kurprinzen Friedrich Wilhelm. Die Treppe im Hintergrund führte in den Westflügel des Schlosses. 


Apothekergasse
Mehr als siebzig Jahre danach ist der Ort immer noch ein Trümmerfeld, und er wird es wohl auch bleiben. Treppen von Hauseingängen führen ins Nichts, einige der ehemaligen Gassen sind freigeräumt worden und erlauben, zwischen den überwachsenen ehemaligen Hausstellen hindurch zu gehen. Ziegel der zerstörten Häuser sind nach Warschau zum Aufbau der zerstörten Hauptstadt geschafft worden, eine Bastion der Festung wurde als Museum hergerichtet.

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