Mittwoch, 24. Januar 2018

Gegen die neue Barbarei. -- Eine sehr persönliche Erklärung zum Jahresbeginn 2018.

Als das Gräuelregime der Nazis 1945 niedergekämpft war, saß mein Vater schon in britischer Kriegsgefangenschaft. Meine Mutter war mit ihren alten Eltern vor der Roten Armee aus Westpreußen geflohen und noch in das Gebiet gelangt, das später als Restdeutschland in vier Besatzungssektoren aufgeteilt wurde. Meine Eltern trafen sich 1946 in der britischen Besatzungszone wieder, und ich wurde 1947 geboren.

Daher habe ich nichts mit dem Nationalsozialismus, mit der Verfolgung der Juden und deren Ermordung, mit dem Krieg, und mit den Abscheulichkeiten und Bestialitäten der fürchterlichen zwölf Jahre der jüngeren deutschen Geschichte zu tun. Für all das empfinde keine Schuld.

Was ich aber sehr wohl empfinde ist die Verpflichtung, darauf zu achten, daß solche Grausamkeiten nicht wieder auf deutschem Boden sprießen und in deutschem Namen verübt werden können, in überhaupt niemandes Namen und nirgendwo. So wenig ich in diesem Sinne tun kann, so will ich das doch mit all meiner Kraft versuchen. Dazu fühle ich mich verpflichtet, und das bedeutet, mit offenen Augen, Ohren und Sinnen zu verfolgen, was in meiner nächsten Umgebung geschieht und geringsten Anfängen mit Entschlossenheit entgegenzutreten. Die Früchte solcher Bemühungen werden womöglich das einzige Erbe sein, das ich nachfolgenden Generationen hinterlassen kann. Sehr viel Zeit bleibt mir ohnehin nicht mehr.

Angesichts zunehmendem Antisemitismus in unserem Land, wachsendem Rassismus und einem neuen überheblichen Nationalismus sehe ich mich zu dieser Erklärung veranlaßt, für die ich mich jederzeit beim Wort nehmen lasse. Wenn nicht wir uns dem Verrat humaner Ideale und der Mißachtung der Lehren aus unserer Geschichte entgegenstellen, wer soll es sonst tun? Und wenn wir es nicht jetzt tun, wann sonst soll das wohl geschehen?

Wie kurz der Weg von einer demokratischen Gesellschaft in eine menschenverachtende Barbarei sein kann, mag das nachfolgende Bild verdeutlichen. Es wurde bereits im Juli 1933 in meiner Heimatstadt Cuxhaven aufgenommen, da war das "Dritte Reich" noch nicht einmal ein halbes Jahr alt. Der jüdische Kinobesitzer und seine angebliche Mätresse waren durch die Stadt getrieben worden, in der ich vierzehn Jahre später geboren wurde.






https://juden-in-cuxhaven.jimdo.com/juden-in-cuxhaven/das-bild-rassenschande-in-cuxhaven/

Und wer immer noch glaubt, es gäbe den "neuen" Antisemitismus der Gegenwart in Deutschland nicht, der bemühe mal "Tante google" mit der Suchanfrage "Antisemitismus in Deutschland"...