Mittwoch, 19. April 2017

Geisterhaus? Man muß nur dran glauben!

Wie wohl überall auf der Welt wird auch in Costa Rica in Häuser eingebrochen und gestohlen. Auch mir ist das hier schon passiert. Demnächst gehe ich wieder für einige Monate auf Reisen und lasse mein Haus allein, so wie ich es schon viele Jahre vorher gemacht habe. Ich war für drei, vier, ja sogar fünf Monate verreist, und seit etlichen Jahren wurde mein Haus in Ruhe gelassen. Die immer weiter verbesserten Sicherheitsvorkehrungen können dafür nicht der alleinige Grund sein. Inzwischen bin ich überzeugt, daß mich hier der Glaube an böse Geister und hier im Haus ein ganz spezieller Schutzgeist vor ungebetenen Besuchern bewahrt:

Diese Maske entdeckte ich vor Jahren in einem Privathaus in einem Indigena-Reservat, nicht sehr weit von meinem Haus im Südwesten von Costa Rica. Das Boruca-Reservat ist für sein Kunsthandwerk und vor allem für die kunstreiche Herstellung von Masken aus Balsa-Holz berühmt. Diese Maske war aber nicht für den Verkauf bestimmt, sondern die Leute hatten sie in ihr eigenes Haus gehängt. Inzwischen glaube ich, daß der Zweck dieser Maske weit mehr war, als nur reine Dekoration. Jedenfalls wollten sich die Besitzer eigentlich nicht von der Maske trennen, und nur mit Hilfe meiner Begleiterin, die von den Hausbewohnern wie eine von ihrem Stamm angesehen wurde und in dem Reservat besonderes Vertrauen genoß, gelang es mir, die Maske für einen durchaus fairen Preis zu kaufen.

Die Eule gilt in den Mythen und Legenden der Indigenas als weise und machtvolle Beschützerin. Diese besonders grimmig gestaltete Darstellung scheint gerade einen Menschen zu verschlingen, wahrscheinlich sogar einen Weißen, wie die spanischen Eroberer von den ursprünglichen Bewohnern dieser Landstriche heute noch genannt werden. Möglicherweise hatte ich Dank der Hilfe meiner Begleiterin das Privileg, einen starken Schutzgeist für mein Haus zu erwerben.

In fünfhundert Jahren Kolonialgeschichte hat es hier natürlich die vielfältigsten Vermischungen der verschiedenen Rassen gegeben, wenn auch die wenigsten Mitglieder der heute maßgeblichen Weißen wahr haben wollen, daß in ihren Adern mit großer Wahrscheinlichkeit auch ein Teil Indigena-Blut pulst. So wäre es kein Wunder, wenn auch etwas von den Überzeugungen der Ureinwohner vererbt wurde.

Die grimmige Eule hängt so in meinem Haus, daß sie durch die Fenster auch gut von draußen zu sehen ist. Meine Überzeugung ist nun, daß potentielle Einbrecher allein schon von ihrem Anblick abgeschreckt werden.

Auf diese Weise hat sich von dem Glauben der Indigenas auch etwas auf mich vererbt. Gänzlich unmöglich ist es natürlich nicht, daß es eine Berührung zwischen den Stämmen gegeben hat, bevor meine Leute nach Pommern zogen und die anderen über die Beringstraße nach dem Doppelkontinent, der heute Amerika ist.

Das wäre aber gewaltig lange her...